Noch ist Melissa "nur" ein Tropensturm. Doch schon im Laufe des Tages wird daraus eine zerstörerische Naturkatastrophe. Am Sonntag wird daraus ein "Major Hurricane" (ab Kategorie 3 von 5) der die zentrale Karibik bedroht.
"Gefährliches Wetter in den nächsten Tagen durch Hurrikan Melissa: In Teilen von Jamaika, Haiti und Kuba werden Orkanböen und enorme Regenmengen berechnet", informiert ORF-Meteorologe Manuel Oberhuber.
Entsprechend hat das US-amerikanische Hurrikan-Zentrum bereits Warnungen vor "katastrophalen und lebensgefährlichen Überflutungen" ausgegeben. Grund dafür ist seine eher gemächliche Zuggeschwindigkeit.
Sein Zentrum befand sich Samstagmittag rund 270 km südöstlich der Hauptstadt Jamaikas. Mit nur 6 km/h, also ein etwas schnellerer Spaziergang, bewegt sich Melissa derzeit über dem Karibischen Meer nach Westen.
In den kommenden Stunden nähert sich der Wirbelsturm zunächst Jamaika. "Zu Beginn der neuen Woche nimmt er dann Kurs auf Kuba", informiert Konstantin Brandes von der Unwetterzentrale UWZ. Den Inseln Jamaika, Kuba und in Haiti drohen dadurch immense Regenmengen.
Die Prognose der US-Meteorologen bis Dienstagabend unserer Zeit ist düster. Besonders in Jamaika und Haiti drohen Mengen von 400-500 l/m², in Staulagen der Berge dürften es aber sogar mehr als 500 l/m² werden.
Zur Verdeutlichung: Die jährliche (!) Niederschlagsmenge in Wien beträgt im Schnitt 670 l/m². Solche Mengen könnten dort also im Extremfall in nur wenigen Tagen vom Himmel prasseln.
Dazu kommt naturgemäß noch der Wind, der mit Spitzen von bis zu 200 km/h am Sonntag und am Montag zunächst auf Jamaika trifft.
Was diesen Hurrikan so besonders und so gefährlich macht, sind neben seiner geringen Zuggeschwindigkeit v.a. die Unmengen an Energie, die ihm zur Verfügung stehen.
Ein Hurrikan speist seine Kraft aus dem Meer bzw. der Verdunstung des Meerwassers. Dabei gilt: Je wärmer das Meer, desto mehr Energie steht einem Wirbelsturm zur Verfügung.
Für gewöhnlich braucht ein Hurrikan etwa 26-27 Grad warmes Wasser zur Entstehung, diese Temperatur sollte bis etwa 50 Meter Wassertiefe vorherrschen.
Aktuelle Messungen aus dem Karibischen Meer südlich von Jamaika zeigen jedoch, dass die Wassertemperatur derzeit rund 30-31 Grad beträgt. Diese Werte sind bis in 60 Meter Tiefe vorhanden, selbst in 120 Meter Tiefe sind es noch immer 26-27 Grad.
Zu befürchten sind also in den nächsten Tagen katastrophale und lebensgefährliche Zustände in Teilen der Karibik. Vor allem Jamaika und das bitterarme Haiti stehen vor einer großen Naturkatastrophe.
Eine, die sich dank des Klimawandels eher früher, als später wiederholen könnte...