Rund 100 Ermittler fahnden derzeit nach vier Kriminellen, die am vergangenen Sonntag Schmuck von "unschätzbarem Wert" aus dem Pariser Louvre entwendeten. Am Samstagabend gelang den Behörden ein erster Erfolg: Einer der Tatverdächtigen wurde am Flughafen Charles de Gaulle festgenommen, als er versuchte, nach Algerien zu fliehen. Ein weiterer Mann ging den Ermittlern in der Pariser Region Seine-Saint-Denis ins Netz.
Bei ihrer Flucht hinterließen die Einbrecher zahlreiche Spuren. In zurückgelassenen Handschuhen, einem Helm, zwei Winkelschleifern, einem Schweißbrenner, einer gelben Weste und einem Walkie-Talkie fanden die Ermittler mehr als 150 DNA-, Fingerabdruck- und andere Spurenelemente, wie "Le Monde" berichtet. Zudem halfen Aufnahmen öffentlicher und privater Überwachungskameras dabei, die Route der Täter durch Paris und die angrenzenden Départements nachzuzeichnen.
Laut Le Monde handelt es sich bei den beiden Männern um einen französischen Staatsbürger und einen Mann mit französisch-algerischer Doppelstaatsbürgerschaft. Beide sind in ihren Dreißigern und der Polizei wegen ausgeklügelter Diebstähle bereits bekannt, wie eine Quelle der Zeitung bestätigte.
Die Ermittler der Recherche- und Interventionsbrigade (BRI) hatten die Verdächtigen schon seit einiger Zeit im Visier – in der Hoffnung, sowohl die Beute zu finden als auch ihre Komplizen zu identifizieren. Als der französisch-algerische Tatverdächtige schließlich versuchte, das Land zu verlassen, griffen die Beamten zu.
Noch bevor die Festnahmen offiziell bestätigt wurden, hatten die Zeitung "Le Parisien" und das Magazin "Paris Match" darüber berichtet. Staatsanwältin Beccuau beklagte, dass die Informationen über Festnahmen vorzeitig an die Medien weitergegeben worden seien. Dies könne "den Ermittlungsbemühungen der rund hundert Ermittler, die sowohl nach dem gestohlenen Schmuck als auch nach den Tätern suchen, nur schaden", sagte Beccuau.
Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez gratulierte den Ermittlern im Onlinedienst X. Diese hätten "unermüdlich gearbeitet" und stets sein "volles Vertrauen genossen".
Staatsanwältin Beccuau gab weitere Informationen zum Verlauf der Ermittlungen bekannt. So seien die unter anderem auf die Verfolgung von Kunstdiebstählen spezialisierten BRB-Einheiten des Innenministeriums sowie die auf den Diebstahl und illegalen Handel mit Kulturgütern spezialisierte Einheit OCBC daran beteiligt, insgesamt arbeiteten rund 100 Ermittler an dem Louvre-Fall. An den Tatorten seien mehr als 150 DNA-Spuren und Fingerabdrücke genommen worden.
Am 19. Oktober war das Einbrecher-Quartett mithilfe eines Lastenaufzugs in die erste Etage des berühmten Museums gelangt und hatte mit einem Trennschleifer zwei Vitrinen geöffnet. Die Diebe erbeuteten acht mit Diamanten und Edelsteinen verzierte Schmuckstücke der französischen Kronjuwelen.
Der Einbruch erfolgte eine halbe Stunde nach Museumsöffnung und dauerte keine zehn Minuten. Die Täter entkamen auf Motorrollern. Die Pariser Staatsanwältin Beccuau schätzte den Schaden unter Berufung auf das Museum auf 88 Millionen Euro.
Die Kriminellen verloren im Verlauf des Einbruchs eine Krone, die einst Eugénie de Montijo gehört hatte, der Ehefrau des letzten französischen Kaisers Napoleon III. Die Krone wurde beschädigt, kann aber laut Louvre-Direktorin Laurence des Cars restauriert werden. Experten befürchten, dass die übrige Beute zerlegt und eingeschmolzen wird.
Innenminister Nuñez äußerte in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "La Tribune Dimanche" seine Sorge um den Verbleib des Schmucks. Der Diebstahl sei offenbar von Mitgliedern der organisierten Kriminalität begangen worden. Letztendlich würden Diebe aber "immer gefasst", sagte Nuñez und fügte an: "Die Beute wird leider oft im Ausland versteckt. Ich hoffe, dass dies nicht der Fall ist – ich bleibe zuversichtlich."