Vergangene Woche wurde das Café "Code" in der Ottakringer Straße offiziell versiegelt – nach monatelangem illegalem Betrieb und einer langen Liste an Skandalen. Doch was dann geschah, dürfte dem Fass den Boden ausschlagen: Alle vier Amtssiegel wurden abgerissen, die Papierfetzen lagen achtlos vor dem Eingang.
Die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt Wien, zuständig für die Kontrolle der Schließung, bestätigt den Vorfall. Offenbar wurde das Lokal erneut betreten – trotz klarer Untersagung des weiteren Betriebs.
"Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, die Reste der Siegel zu entsorgen – sie lagen noch auf dem Boden", heißt es aus dem Umfeld der Kontrollgruppe. Für die Stadt ist das ein direkter Angriff auf die Rechtsordnung.
Die Gruppe Sofortmaßnahmen kündigt nun die nächste Eskalationsstufe an: Sollte erneut jemand versuchen, das Lokal zu betreten, wird das Schloss amtlich ausgetauscht – eine Maßnahme, die sonst nur bei renitenten Gewerbebetrieben zum Einsatz kommt.
Der Besitzer des Lokals weist die Vorwürfe der Stadt Wien entschieden zurück. Im Gespräch mit "Heute" betont er, nicht er selbst hätte die vier amtlichen Siegel entfernt, sondern dies sei im Rahmen eines gerichtlich begleiteten Lokalaugenscheins mit dem Bezirksgericht Hernals erfolgt. Dabei sei das Interieur des Lokals dokumentiert worden – der Vorfall sei also behördlich legitimiert gewesen.
Ein entsprechender Bericht befinde sich bereits bei der Masseverwaltung, die nun die weiteren Schritte prüfe. Auch zu der von der Stadt angedrohten Maßnahme, im Wiederholungsfall das Türschloss tauschen zu lassen, äußert sich der Betreiber: Nach seiner Aussage wurde der Schlosswechsel bereits im Zuge des Gerichtstermins durchgeführt.
Walter Hillerer, Leiter der Gruppe Sofortmaßnahmen, wird deutlich:
„Das Entfernen eines behördlichen Siegels ist ein massiver Rechtsbruch mit schwerwiegenden Folgen. Den Verantwortlichen muss bewusst sein, dass unsere Maßnahmen nicht mit der Sperre enden. Wir kontrollieren nach und greifen bei Verstößen mit der vollen Härte des Gesetzes durch.“Walter HillererLeiter der Gruppe Sofortmaßnahmen
In Wien gelten klare Regeln – wer sie missachtet, dem drohen Verwaltungsstrafen, Schadenersatzforderungen und im Wiederholungsfall sogar strafrechtliche Konsequenzen.
Das Café "Code", früher unter dem Namen "Styxx" bekannt, war kein unbeschriebenes Blatt. Spätestens seit der Fußball-EM 2024 galt es als Hotspot für Fan-Eskalationen. Hunderte Menschen blockierten bei Spielen der kroatischen Nationalmannschaft die Straße, die Polizei musste mehrfach anrücken. Nach Spielende kam es regelmäßig zu Lärm, Pyrotechnik und Sachbeschädigungen.
Auch abseits des Fußballtrubels sorgte das Lokal für Ärger: Es soll wiederholt gegen das Rauchverbot verstoßen haben, zudem gingen zahlreiche Anzeigen wegen Störung der Nachtruhe ein. Im März 2025 zog die Stadt die Reißleine – die Ausschanklizenz wurde entzogen. Trotzdem lief der Betrieb weiter – illegal.
Die Darstellung der Ereignisse rund um die Schließung des Lokals gehen derzeit weit auseinander: Während die Stadt Wien von einem klaren Verstoß und der unerlaubten Entfernung von Amtssiegeln spricht, sieht der Betreiber darin eine rechtmäßige Maßnahme im Rahmen eines Gerichtstermins. Auch zur Frage, ob das Lokal weiterhin betreten werden durfte, gibt es gegensätzliche Aussagen. Nun liegt es an den zuständigen Behörden, die Abläufe genau zu prüfen und gegebenenfalls weitere Schritte einzuleiten.