Großrazzia vor wenigen Tagen: Das Marktamt deckte in Wien 86 Automaten auf, in denen trotz Verbots Alkohol verkauft wurde. Minderjährige hätten hier wohl leichten Zugang zu Bier, Wein und Schnaps. Die Stadt reagiert mit harten Kontrollen und saftigen Strafen. Trotzdem zeigen "Heute"-Recherchen, dass es weiterhin Automatenshops gibt, die Alkohol und Spirituosen anbieten.
Ein Lokalaugenschein in Automatenshops im 5. und 6. Bezirk zeigt: Bier, Wein und Wodka reihen sich immer noch neben Snacks, Cola und Kaugummi. Geöffnet ist rund um die Uhr, gezahlt wird mit Bargeld oder Bankomatkarte, Personal ist keines vor Ort – und genau das ist das Problem: Denn beim Verkauf von Alkohol muss per Gesetz das Alter der Kunden von einem Mitarbeiter überprüft werden. Digitale Alterskontrollen zählen nicht.
"Heute" erreicht die Betreiberin eines Automatenshops nahe der U4-Station Pilgramgasse. Anfang des Jahres hat sie das Geschäft eröffnet und rund 300.000 Euro investiert. Der Shop ist mit Überwachungskameras ausgestattet, und an den Automaten wird das Alter per Ausweis-Scan überprüft. "Dass das nicht ausreicht, wusste ich nicht", sagt die Unternehmerin, räumt jedoch ein, dass sie sich besser hätte informieren müssen. Nun will sie gesetzeskonforme Maßnahmen umsetzen. "Heute" bleibt dran.
Doch bei aller Einsicht äußert die Unternehmerin auch Kritik: "Diese Regelung ist absolut unternehmerfeindlich und unfair. Warum gilt die Ausweiskontrolle bei Alkohol, aber nicht bei Zigaretten? Bloß, weil die Tabaklobby so stark ist?"
Tatsächlich unterliegt der Verkauf von Alkohol anderen gesetzlichen Regelungen als der Verkauf von Zigaretten, für den das Tabakgesetz gilt. Bei Zigarettenautomaten genügt die Bankomatkarte als Altersnachweis. Der Alkoholverkauf hingegen wird unter anderem durch die Gewerbeordnung sowie die Jugendschutzgesetze der einzelnen Bundesländer geregelt.
Das Marktamt Wien hat unterdessen weitere verstärkte Kontrollen von Automatenshops angekündigt. Denn seit kurzem beobachte man vermehrt Automaten, die alkoholische Getränke anbieten. Man wolle nur die geltenden Regeln durchsetzen, wird gegenüber "Heute" betont. Bei Verstößen drohen den Unternehmern Geldstrafen und in schweren Fällen auch der Entzug der Gewerbeberechtigung.