In Österreich sitzen aktuell rund 130 Burschen zwischen 14 und 18 Jahren im Gefängnis. 15 davon in Simmering. Bald sollen es bis zu 70 sein. Denn hier wird gerade die neue Justizanstalt Münnichplatz fertiggestellt – ein Vorzeigeprojekt, das im Herbst in Vollbetrieb geht. Doch trotz moderner Einrichtung: Der Jugendstrafvollzug bleibt ein Sorgenkind.
Volksanwältin Gabriele Schwarz spricht gegenüber dem "ORF" Klartext: "Die Herausforderungen bleiben groß." Es fehle an Personal, an pädagogischen Angeboten, an echten Perspektiven für die jungen Straffälligen. Und genau daran krankt das System, warnen Experten seit Jahren.
Denn wer hinter Gittern sitzt, braucht mehr als Gitterstäbe. "Nur wer Bildung und Hoffnung hat, findet später seinen Platz in der Gesellschaft", so Schwarz. Doch genau daran hapert es. Obwohl in Simmering künftig 60 Justizbedienstete sowie Psychologen, Sozialarbeiter und Pädagogen für 70 Häftlinge zuständig sein sollen, fehlt es österreichweit an Fachkräften.
Der Jugendstrafvollzug gilt als besonders intensiv. Wer mit Jugendlichen arbeitet, braucht Geduld, Erfahrung und Zeit. Doch davon gibt es in vielen Anstalten zu wenig. Deshalb stellen sich Experten nun die große Frage: Braucht es überhaupt immer eine Zelle?
Statt Gefängnis – lieber Fußfessel? Der Kriminalsoziologe Walter Hammerschick ist überzeugt: "Gerade bei Jugendlichen bringen Modelle mit Struktur, Arbeit und Betreuung die größten Erfolge." In Skandinavien habe sich das längst bewährt. In Österreich sitzen aktuell drei Jugendliche im elektronisch überwachten Hausarrest.
Menschenrechtsexperte Reinhard Klaushofer verweist auf Beispiele aus Deutschland, Estland oder Spanien. Dort setzt man auf sogenannte "Closed Houses" – Einrichtungen mit pädagogischem Konzept statt Strafvollzug. Für ihn ein vielversprechender Weg: "Diese Formen wirken bei Jugendlichen oft nachhaltiger."