"Fly in, fly out" (FIFO) heißt ein neuer Trend, der junge Briten in Scharen nach Down Under lockt. Um dem Arbeitskräftemangel im heißen, kaum bewohnten Outback Australiens entgegenzuwirken, haben sich die Minengesellschaften dieses Arbeitsmodell ausgedacht. Aber warum will man sich das freiwillig antun?
Für eine Zwei-Wochen-Schicht aus 12-Stunden-Tagen winkt in einer Mine in der Nähe von Perth (Westaustralien) ein Lohn von 9.240 australischen Dollar (vor Steuern). Das sind umgerechnet rund 5.000 Euro. Zieht man das einen Monat lang durch, kann man mit 10.000 Euro nach Hause fliegen – oder rund 25.000 australische Dollar (knapp 15.000 Euro) in drei Monaten, wie die Britin Aimee:
Für die Arbeit als Maschinenbediener(in) muss man keine besonderen Vorkenntnisse mitbringen – wenngleich sie durchaus von Nutzen wären, wie TikTokerin Isabel, die von ihrem "Arbeitsurlaub" in Australien berichtet, feststellt, als ihr Bagger eine Reparatur braucht.
Isabel ist nicht die einzige junge Frau, die sich von dem gut bezahlten Job fernab der Heimat ködern lassen hat. Auch die Engländerin Aimee oder die Irin Caithilín folgten dem Ruf des Geldes am anderen Ende der Welt. In Ihrer Heimat, egal ob England oder Irland, finden sie nur schlecht bezahlte Bürojobs – falls überhaupt. Die Arbeitslosigkeits ist vielerorts hoch.
"Jetzt verbringe ich meine Tage damit, riesige Maschinen in den Minen Westaustraliens zu fahren und verdiene in zwei Wochen das, wofür manche zu Hause in Irland fast zwei Monate brauchen würden", erzählt Caithilín auf TikTok froh. Da sie über ein Working-Holiday-Visum verfügt, werden ihre ersten 45.000 Dollar mit 15 Prozent versteuert.
Freilich ist das Ganze alles anderes als leicht verdientes Geld oder gar "Urlaub". Caithilín steht täglich um 3:30 Uhr auf, schnappt sich ein Frühstück und macht sich um 5:00 Uhr auf den Weg zur Baustelle, um dort jeweils etwa 12 Stunden lang einen 777-Muldenkipper zu fahren. "Ich bin noch nie in meinem Leben Bagger gefahren", war Isabel am ersten Tag ziemlich überwältigt. Doch bald fand sie es ziemlich "lustig", wie sie in einem Video erzählt.
Nach einer 14-tägigen Schicht folgen sechs Tage Pause – in denen sich Caithilín ins Nachtleben von Perth stürzt. Sie will noch einige weitere dieser 14-Tage-Schichten absolvieren, bevor sie wieder nach Irland zurückkehrt – wo sie als Investigativreporterin arbeiten möchte. Ihre erste "verdeckte Recherche" hätte sie ja bereits in der Tasche …