Gesundheit

Erdöl, Hormone, Plastik: Das steckt in unserer Kosmetik

Weniger Falten über Nacht, verkleinerte Poren oder gesundes Haar: Was in Tiegeln & Co. drinsteckt und was sie in unserem Körper wirklich bewirken.

Sabine Primes
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Ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe gibt Einblicke in die Kosmetikindustrie.
Ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe gibt Einblicke in die Kosmetikindustrie.
Getty Images/iStockphoto

Die Auswahl an Körperpflegeprodukten und Kosmetik füllen ganze Regalwände. Genauso zahlreich sind auch die Inhaltsstoffe, die sich darin befinden. Sogar Schlachtabfälle werden in Kosmetika gemischt. Eine Vorstellung, die abstoßend sein kann.

In der Europäischen Union ist es Pflicht, die Inhaltsstoffe von Kosmetika zu deklarieren. Nach dem INCI-System (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) müssen alle Inhaltsstoffe des Produktes aufgelistet werden. Vom Inhaltsstoff mit dem meisten Gewichtsanteil absteigend soll transparent gemacht werden, womit wir uns waschen, eincremen, besprühen. 

Die häufigsten Inhaltsstoffe in Kosmetika

Aluminium-Chloride: Aluminium-Chloride werden vor allem in Antitranspiranten verwendet. Sie verschließen die Poren und verhindern damit, dass Schweiß austreten kann. Auch in Zahnpasta und Lippenstiften kommt diese chemische Verbindung zum Einsatz. Aluminium-Chloride stehen unter Verdacht, Brustkrebs auszulösen, gelten als nervenschädigend und hautirritierend. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hält eine Aufnahmemenge von 1 Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht pro Woche für tolerierbar. Das entspricht einer täglichen Dosis von etwa 8,6 Mikrogramm pro Tag bei einem 60 Kilogramm schweren Erwachsenen. Auf der Verpackung ist Aluminium als "Aluminum Silicate" oder "Aluminum Chlorohydrate" gekennzeichnet. Zudem wächst der Markt an aluminiumfreien Alternativen.

Mikroplastik (Polyethylene): Seit bekannt ist, dass (Mikro-)Plastik Ursache Nummer eins für die Verschmutzung der Weltmeere ist, sind wir bei diesem Thema sensibilisiert. Gut so! Denn Polyethylene sind eine unsichtbare Gefahr für Mensch und Tier. In fester und flüssiger Form werden die Plastikteilchen als Schleifmittel in Hautpeelings, als Filmbildner in Sonnencremes oder als günstiges Bindemittel in Cremes eingesetzt. Über die Kosmetik gelangt das Mikroplastik ins Abwasser und landet später in den Kläranlagen, die die Plastikpartikel jedoch nicht gänzlich aus dem Wasser filtern können. So gelangt das Mikroplastik schließlich in die Umwelt und findet sich in Fischen, Flusskrebsen oder Muscheln wieder. Meist versteckt sich der Kunststoff hinter Bezeichnungen wie Polyethylen, Nylon-6 oder Polyacrylat.

TIPP: GREENPEACE listet gängige Kunststoffe in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten in seiner Checkliste "Plastik abschminken". Damit ist kinderleicht überprüfbar, ob sich in deinen Kosmetikprodukten Mikroplastik befindet.

Duftstoffe: Je besser eine Creme, ein Duschgel, ein Shampoo riecht, desto besser verkauft es sich auch. Dass es sich bei den meisten Duftstoffen um Allergene handelt, ist nicht breit bekannt. Sie gelangen durch die Haut in den Körper und reichern sich dort an. Zudem belasten sie die Umwelt, da sie nur schwer abbaubar sind. Laut Europäischer Kosmetikverordnung müssen allergene Duftstoffe auf den Kosmetika angegeben werden, sollten sie die festgelegte Konzentration überschreiten. Oft bleiben die Kosmetikhersteller jedoch unter der deklarationspflichtigen Grenze oder ersetzen diese Substanzen durch andere Duftstoffe, die nicht deklarationspflichtig sind, die allerdings auch Allergien auslösen könnten.

Nanopartikel: Nanopartikel werden in Kosmetika wie Zahnpasta, Lippenstift oder Sonnencreme eingesetzt. Es sind winzige Teilchen, die über tausend Mal dünner sind als der Durchmesser eines Menschenhaares. Die Pigmente Titanoxid und Zinkoxid werden in der Sonnenmilchproduktion eingesetzt und legen sich wie ein Film auf die Haut, um Sonnenlicht zu reflektieren. Nanopartikel in Kosmetika sind umstritten. Ihre Wirkung auf Mensch und Umwelt ist bislang noch nicht ausreichend erforscht. 

Paraffine: Paraffine werden seit Jahrzehnten in herkömmlichen Pflegeprodukten wie Cremes oder Lotionen als Konsistenzgeber verwendet. Sie werden wegen ihrer filmbildenden und wasserabweisenden Eigenschaften genutzt, fördern die Glanzbildung auf der Haut, was sie zu beliebten Inhaltsstoffen macht. Durch ihre wasserabweisende Wirkung schützen sie die Haut vor Feuchtigkeitsverlust. Paraffine sind Kohlenwasserstoffe, die aus Erdöl gewonnen werden. Somit ist der Stoff nicht nur umweltschädlich, sondern auch giftig. Stiftung Warentest fand im Jahr 2015 krebserregende Substanzen in Kosmetikprodukten mit Mineralöl. Die am häufigsten eingesetzten Kohlenwasserstoffe in der Kosmetikindustrie sind Paraffinöl (Paraffinum Liquidum) und Vaseline (Petrolatum).

Tenside: Duschgel, Shampoo, Zahnpasta, Mundspray: Tenside sind überall zu finden. Tenside sind waschaktive Substanzen, um Fett- und Schmutzpartikel, die am Körper haften, zu lösen. In der Kosmetikindustrie werden Tenside wie lineare Alkylbenzolsulfonate, Alkylpolyglycoside, Esterquats und Fettalkoholethoxylate verwendet. Konventionelle Kosmetikprodukte verwenden zudem oft die Tenside Sodium-Lauryl-Sulfat und PEG-Derivate, um noch stärker zu schäumen. Diese haben eine sehr hohe Lösekraft, sodass sie mehr Talg auf der Haut entfernen, als gesund ist. Die Haut verliert ihre natürliche Schutzfunktion und wird durchlässiger für Schadstoffe. 

Lichtschutzfilter: Viele Kosmetika wie Sonnenmilch, Gesichtscremes und Lippenbalsam enthalten UV-Filter, um uns vor der Sonnenstrahlung zu schützen und dem Hautkrebsrisiko vorzubeugen. In konventionellen Produkten handelt es sich dabei um synthetische UV-Filter. Untersuchungen legen nahe, dass synthetische Lichtschutzfilter ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen wirken können. Diese sind hormonell wirksam, irritierend für Haut und Augen, allergieauslösend und stehen in Verdacht, krebserregend zu sein. In schlimmsten Fällen kann es gar zu Nervenschädigungen und Veränderung in der DNA führen.

Chemische Lichtschutzfilter bleiben nicht auf der Hautoberfläche, sondern dringen in den Körper ein. Die Folge können Fruchtbarkeitsstörungen, Fettleibigkeit oder Geschwüre an Leber und Nieren sein. 1998 hatte Öko-Test zum ersten Mal Rückstände von synthetischen Lichtschutzfiltern in der Muttermilch nachgewiesen. 

Diese Substanzen in der Liste der Inhaltsstoffe auf dem Produkt zu finden, erfordert genaues Lesen: Ihre Bezeichnungen sind teilweise lang und kompliziert. Sie heißen etwa Benzophenone-3, 4-Methylbenzyliden camphor, Homosalate oder Octyldimethyl PABA. Als Alternative gibt es mittlerweile auch Sonnenschutzmittel mit natürlichem Filter auf dem Markt. 

Codecheck und Naturkosmetik

Wer ab jetzt bewusster einkaufen gehen möchte, kann sich auf der Website https://www.codecheck.info/ oder der gleichnamigen App vorab über die Inhaltsstoffe der Produkte informieren. Alternativ dazu bleibt immer noch der Umstieg auf Naturkosmetik. 

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