Oft genügt ein kleines Wort, um eine große Diskussion loszutreten. In Italien ist es jetzt das "Sì" – kurz, laut und seit Jahrzehnten fixer Bestandteil der Hymne. Doch genau dieses Wort soll nun gestrichen werden. Wie "20 Minuten" berichtet, regt sich darüber nicht nur im Land selbst Widerstand.
Bei offiziellen Veranstaltungen, an denen auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella teilnimmt, darf das "Sì" künftig nicht mehr gerufen werden. Das hat der Generalstab der Verteidigung in einem internen Befehl am 2. Dezember festgelegt. Betroffen sind vor allem militärische Zeremonien mit besonderer Bedeutung – zum Beispiel auch Feierlichkeiten der Guardia di Finanza.
Der Schritt geht auf eine Initiative des Militärs zurück, Präsident Mattarella hat sie abgesegnet. Ziel ist es, zur ursprünglichen Version des "Canto degli Italiani" ("Lied der Italiener") zurückzukehren. In dieser Fassung endet die Zeile "Siam pronti alla morte, l’Italia chiamò" ("Wir sind bereit zu sterben, Italien hat gerufen") ohne das berühmte, laute "Sì". Dieses Wort kommt im Originaltext des Dichters Goffredo Mameli gar nicht vor.
Die Entscheidung sorgt für heftige Diskussionen. Manche vermuten dahinter ein politisches Zeichen – etwa, dass Italien keine Soldaten mehr in den Krieg schicken will. Offiziell wird das aber zurückgewiesen. Laut Gesetz gilt der Originaltext von Mameli samt der ursprünglichen Partitur von Komponist Michele Novaro als einzig verbindlich.
Auch auf der Website des Quirinals (Sitz des Präsidenten) ist eine Aufnahme aus 1971 zu hören, gesungen von Tenor Mario Del Monaco – ohne "Sì". Ganz eindeutig ist die Sache aber nicht: In späteren Fassungen, etwa jener, die Ex-Präsident Carlo Azeglio Ciampi bevorzugte, wurde das "Sì" gesungen. Laut einer kritischen Edition wurde es sogar von Novaro ergänzt. Jetzt gilt offenbar: Weniger Pathos, mehr Nähe zum Original.