Die Lebensrealität junger Menschen in Wien wird immer härter. Die neue Langzeitstudie der Arbeiterkammer (AK) Wien zeigt: Immer weniger 16- bis 30-Jährige können sich ein selbstständiges Leben leisten – Wohnen und Leben sind für viele schlicht zu teuer geworden.
2003 konnten noch 33 Prozent der jungen Wiener gut von ihrem Einkommen leben – 2023 waren es nur noch 27 Prozent. Der Anteil jener, die mit ihrem Einkommen kaum oder gar nicht auskommen, ist in den letzten 15 Jahren von 16 auf 32 Prozent gestiegen.
"Die Lage ist alarmierend – immer mehr junge Menschen haben zu wenig Geld zum Leben, und die Perspektiven verschlechtern sich", heißt es seitens der AK Wien.
Rund 418.000 junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren leben derzeit in Wien – zwei Drittel von ihnen nicht mehr bei den Eltern. Sechs von zehn arbeiten oder machen eine Lehre, oft unter prekären Bedingungen. Viele haben befristete Jobs oder Teilzeitverträge. Ein Fünftel ist noch in Ausbildung.
Der Blick auf den Arbeitsmarkt bestätigt das Bild: 54.000 unter 30-Jährige sind derzeit beim AMS vorgemerkt, in Schulungen oder auf Lehrstellensuche.
Ein besonders harter Brocken sind private Mieten. Fast jeder Zweite mit eigenem Haushalt wohnt in einer privaten Hauptmiete – dem teuersten Wohnsegment am Markt. Zwischen 2008 und 2024 stieg die Neuvertragsmiete von 8,50 Euro auf fast 14 Euro pro Quadratmeter. Das macht bei einer 70-Quadratmeter-Wohnung rund 250 Euro mehr im Monat als in einer geförderten Wohnung. 36 Prozent der jungen Mieterinnen und Mieter leben mittlerweile in befristeten Verträgen – 2008 waren es nur 15 Prozent.
Wer jung ist, wenig verdient und womöglich Kinder hat, wohnt oft beengt: "Viele junge Familien haben keine andere Wahl, als in zu kleine Wohnungen zu ziehen", so die AK.
Ein weiteres Problem: 185.000 junge Wienerinnen und Wiener im wahlfähigen Alter dürfen nicht wählen, weil sie keine Staatsbürgerschaft besitzen. Viele sind in Wien geboren, hier zur Schule gegangen – aber politisch stimmlos. Die AK nennt das einen demokratiepolitischen Missstand.
➤Gerechtere Bezahlung und mehr Ausbildungsplätze
➤Unbefristete Mietverträge und einfacherer Zugang zum geförderten Wohnbau
➤Staatsbürgerschaft darf keine Geldfrage sein
➤Politische Bildung als Pflichtfach in allen Schultypen
Die AK appelliert: "Wir müssen den Jungen wieder Perspektiven geben – sonst verspielen wir unsere Zukunft."