Shoppingtempel auf MaHü

Jetzt fix – Benko-Kaufhäuser und Wiener Lamarr pleite

Zu Benkos KaDeWe-Gruppe, die nun Insolvenz angemeldet hat, gehört auch das Lamarr-Projekt in Wien. Wie es damit weitergeht. 

Angela Sellner
Jetzt fix – Benko-Kaufhäuser und Wiener Lamarr pleite
Milliarden-Pleitier René Benko vor der Baustelle des Luxus-Kaufhauses Lamarr auf der Mariahilferstraße 10-18 in Wien. Wie und ob es dort weitergeht, ist ungewiss. 
picturedesk.com; "Heute" Montage

Der Pleitereigen in René Benkos Signa-Imperium ist um ein prominentes Opfer reicher. Die Luxus-Kaufhaussparte der Signa, zu der auch das im Bau befindliche Warenaus Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße gehört, musste auch Insolvenz anmelden. Seit dem Wochenende hatte es entsprechende Gerüchte gegeben – "Heute" berichtete – am Montagnachmittag wurde der Insolvenzantrag offiziell.

Unter dem Dach der KaDeWe Group betreibt Signa in Berlin das Traditions-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens), außerdem in Hamburg das Alsterhaus und in München den Oberpollinger. 

Während die drei Kaufhäuser in Deutschland im Sanierungsverfahren offen bleiben sollen, ist ungewiss, wie es mit der Lamarr-Baustelleauf der MaHü in Wien weitergeht. Der Rohbau ist seit Juni fertig, damals lud die Signa noch zur großen Dachgleichen-Feier. Die Eröffnung des nach der in Wien geborenen Hollywood-Diva und Erfinderin benannten Edel-Warenhauses samt Hotel war für 2025 geplant.

Offiziell kein Baustopp

Seit November (als die Signa zu zerbröseln begann) tut sich auf der Baustelle allerdings so gut wie nichts – wobei offiziell noch kein Baustopp ausgerufen wurde. Anrainer sind in Sorge, dass nun eine Bauruine lange Zeit die ganze Gegend lahmlegt. Seitens der Stadt Wien hieß es noch vor Kurzem, man rechne mit einer Fertigstellung des Lamarr.

ALLE FOTOS – die Pläne für das Glamour-Kaufhaus Lamarr

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    So soll Benkos Wiener Luxuskaufhaus einmal aussehen. Ob dieser Benko-Traum noch in Erfüllung geht, scheint derzeit unsicherer denn je.
    So soll Benkos Wiener Luxuskaufhaus einmal aussehen. Ob dieser Benko-Traum noch in Erfüllung geht, scheint derzeit unsicherer denn je.
    K18 Signa

    Nach der Pleite der KaDeWe-Gruppe werden die Fragezeichen rund um die Zukunft des Lamarr-Projekts noch größer. Die Wiener Projektgesellschaft für den Einkaufstempel hat noch nicht Insolvenz angemeldet.

    Der Standort gilt jedenfalls als hoch attraktiv. Früher stand dort das Leiner-Haus mit dem Flagshipstore der Möbelkette. Benko ließ das Gebäude bis auf die denkmalgeschützte Fassade abreißen – und startete den aufwendigen Bau seines Lamarr-Kaufhauses.

    Mindestens einen Interessenten für den Standort gibt es bereits – den heimischen Handelsriesen Spar. Der Spar-Vorstandsvorsitzende Hans Reisch sagte erst am Wochenende im Interview mit den "Salzburger Nachrichten": "Um das Hedy Lamarr – also damals den Leiner in der Mariahilfer Straße – haben wir uns schon vor dem Verkauf an René Benko sehr bemüht, sind aber nicht zum Zug gekommen. Das wäre nach wie vor ein Asset, an dem wir interessiert wären. Konkret ist aber nichts."

    Übernimmt thailändische Milliardärs-Familie?

    Signa-Partner beim Lamarr (wie in der gesamten KaDeWe Group) ist mit einer Beteiligung von 50,1 % die thailändische Central Group. Hinter diesem thailändischen Großkonzern mit Spezialisierung auf Handel steht die thailändische Milliardärsfamilie Chirathivat, die zu den reichsten Clans in Thailand gehört. Spekuliert wird in der Branche, dass die Thailänder im Zuge der Insolvenz die restlichen Anteile an der KaDeWe Group günstig übernehmen könnten. Ein Statement der Central Group zu der Causa gibt es bislang nicht. 

    Bei der britischen Kaufhauskette Selfridges, ebenfalls einem gemeinsamen Kauf von Signa und Central Group, waren die Thailänder im November des Vorjahres bereits eingesprungen.

    Sauer über Miet-Abzocke durch Signa

    Hoch her geht es um die Pldeite der deutschen Luxus-Kaufhäuser. Die Geschäftsführung macht keinen Hehl aus ihrem Ärger über Benko und die von der Signa (als Eigentümerin der Gebäude) verlangten hohen Mieten, die den Warenhäusern das Wasser abgegraben hätten. "Die exorbitant hohen Mieten an den Standorten Berlin (KaDeWe), Hamburg (Alsterhaus) und München(Oberpollinger) machen ein nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich", heißt es in einer Aussendung des Unternehmens. Die Mieten seien im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2018/19  um fast 37 Prozent gestiegen – und sollten in den nächsten Jahren weiter ansteigen.

    Obwohl die KaDeWe Group 2022/23 das umsatzstärkste Geschäftsjahr (728 Mio. Euro) in der Unternehmensgeschichte verzeichnete, blieb jetzt nur der Gang zum Insolvenzrichter – als Resultat der Miet-Abzocke durch die Signa, wie die Ausführungen der KaDeWe-Manager nahelegen. "Vor Miete" sei das Geschäft deutlich profitabel – "nach Miete" jedoch deutlich nicht.

    Die Mieten seien "unverhältnismäßig hoch" und "nicht marktüblich", so Michael Peterseim, Chef der KaDeWe-Gruppe. Sie hätten weiter steigen sollen: "Zahlreiche Gespräche mit dem Vermieter (=Signa, Anmerkung) haben daran nichts geändert, auch die Insolvenzen bei der Signa leider nicht."

    Die KaDeWe Group befindet sich nun in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Die Geschäftsführung bleibt im Amt, die drei Kaufhäuser bleiben geöffnet.

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      Hausherr René Benko beim  Eröffnungsevent des Gastro-Hotspots "The Bank Brasserie & Bar" in seinem Park Hyatt Hotel in Wien.
      Hausherr René Benko beim Eröffnungsevent des Gastro-Hotspots "The Bank Brasserie & Bar" in seinem Park Hyatt Hotel in Wien.
      Starpix / picturedesk.com
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