Einer von sieben Menschen ist "neurodivergent", hat also AD(H)S, Autismus oder etwa das Tourettesyndrom – das schreibt die MAG Menschen und Arbeit GmbH. Ihr Pilotprojekt will jetzt Jobbewerber mit Betrieben vereinen. Sie sollen dadurch dauerhaft am Arbeitsmarkt Fuß fassen. Auch Legastheniker (Rechtschreibschwäche) und Menschen mit Dyskalkulie (Rechenschwäche) sind Teil des Pilotversuchs.
Das Projekt richtet sich insbesondere an Bewerber mit Hauptwohnsitz in Niederösterreich, einer Behinderungsquote von mindestens 30 Prozent sowie einer aktuellen AMS-Meldung. Laut Projektseite zählen Branchen wie Software, Kunst, Kultur und Lagerhaltung zu passenden Einsatzfeldern.
"Viele neurodivergente Menschen verfügen über wertvolle Begabungen wie analytisches Denken oder Kreativität. Dieses Potenzial dürfen wir nicht ungenutzt lassen", sagte Susanne Rosenkranz (FP), Landtagsrätin für Arbeit gegenüber den "Niederösterreichischen Nachrichten". Der Fokus liegt auf echter Integration mit sozialem Mehrwert.
So läuft’s: Zu Beginn gibt’s ein unverbindliches Arbeitstraining und anschließend eine Arbeitskräfteüberlassung von 6 bis 12 Monaten – mit vollversichertem Arbeitsverhältnis, Mindestarbeitszeit ab 20 Wochenstunden und Entlohnung laut Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ). Das bietet echten Einstieg.
Außerdem finden Beratung und Begleitung während der gesamten Zeit statt. Auf diese Weise sollen die Kompetenzen der Teilnehmenden sichtbar werden und von Unternehmen genutzt werden. "In Irland, wo internationale Unternehmen angesiedelt sind, werden bereits neurodivergente Menschen eingesetzt. In Österreich haben wir das Problem, dass die Betroffenen oft nur in kurzfristigen Beschäftigungsprojekten mitarbeiten und nicht dauerhaft in den Arbeitsmarkt integriert werden", sagte Robert Lagler, Geschäftsführer der MAG Menschen und Arbeit GmbH.
Unternehmen und Vereine in Niederösterreich sind ausdrücklich aufgerufen, sich am Projekt zu beteiligen. Denn das Ziel ist es, einen weiteren Schritt in Richtung inklusive, nachhaltige Arbeitswelt machen – und damit gleichzeitig den Wirtschafts- und Lebensstandort Niederösterreich zu stärken.