Im Talk mit Journalisten hat jö-Geschäftsführer Nikolai Scheurecker am Montag in Wien den größten Umbau des jö Bonus Club seit dem Start im Jahr 2019 angekündigt.
Konkret stellt die Rewe-Tochter jö mit 2. Juni ihre Mitgliedschaft komplett auf die App um, verzichtet "konsequent auf Angaben zur Person wie Name, Geschlecht oder Postadresse" sowie den Versand von Printwerbung. Bestehende Plastikarten behalten ihre Gültigkeit, neue werden allerdings nicht mehr bzw. nur noch in wenigen Ausnahmefällen ausgegeben.
Laut Scheurecker reagiere man damit auf die rasante Veränderung im Nutzerverhalten in Richtung digitaler Kanäle. Allein im Jahresabstand sei die Zahl der App-User um 45 Prozent gestiegen – womit mittlerweile jeder Dritte lieber das Handy als die Karte zückt.
"Eine weitere Beobachtung, die wir machen, ist, dass das Bewusstsein für Datenschutz immer größer wird", so Scheurecker. Auch das werde bei der Neuausrichtung des jö Bonus Club berücksichtigt und der häufigste Kritikpunkt an Kundenbindungsprogrammen ausräumt: Künftig werde nur mehr erhoben, was wirklich nötig ist, verspricht der Geschäftsführer.
Daneben soll die Digitalisierung die Abläufe vereinfachen, indem alle Vorteile wie Rabatte und Coupons in der App gebündelt werden. "Das zeitaufwendige und teilweise auch sehr stressige Suchen an der Kasse hat ein Ende", meint Scheurecker. "Kein Kramen mehr an der Kasse, kein Vergessen oder gar Verlieren von Papiercoupons."
Was jetzt passiert – neue Mitglieder können sich ab 2. Juni nur noch per jö-App zum Bonus Club anmelden, und sie erhalten ausschließlich eine digitale Mitgliedskarte. Zudem reicht künftig die Angabe einer Mail-Adresse und des Geburtsdatums für die Registrierung aus. Scheurecker rät, hier das echte Datum einzutragen bzw. sich das falsche zu merken, weil es in Verbindung mit der Mail-Adresse etwa zur Verifizierung beim Kundenservice benötigt wird.
Bestehende Mitglieder, die bisher nur die physische Karte verwendet haben, können ebenfalls mit Juni auf die rein digitale Variante umsteigen. Dazu müssen sie sich (wie Neukunden) in der jö-App anmelden. Im Zuge der Umstellung werden persönliche Angaben wie Geschlecht, Nachname, Postadresse, Telefonnummer, Titel und Zugangsnummer gelöscht.
Laut jö werden die Daten nicht mehr gebraucht, weil im Zuge der Digitalisierung die Zusendung von gedrucktem Werbematerial schrittweise eingestellt wird. Künftig werde man nur noch digital, also via App bzw. Newsletter, über Angebote informieren. "Das heißt, wir reduzieren nicht die Anzahl der Vorteile, sondern wir stellen sie einfach über andere Kanäle zur Verfügung."
Mitglieder, die bereits die jö-App in Verwendung haben (also ein digitales Konto besitzen), müssen bis Juli warten, bevor sie auf "digital only" wechseln können. Auch in ihrem Fall werden im Anschluss alle Angaben zur Person vom Nachnamen bis hin zur Telefonnummer gelöscht.
Für Noch-Nicht-Mitglieder, die mit Technik nichts anfangen können und nicht digital unterwegs sind, wird im Laufe des Sommers gemeinsam mit Pensionistenverbänden und Sozialministerium eine Sonderlösung erarbeitet. Sie sollen sich weiterhin mit Papierformularen zum jö Bonus Club anmelden können und eine Plastikkarte erhalten.
Gut zu wissen: Bestehende Mitglieder können, müssen aber nicht auf die Digital-Version umsteigen, beruhigt jö-Boss Scheurecker. Plastikkarten behalten ihre Gültigkeit und können wie bisher genutzt werden. Ersatz bei Verlust gibt’s allerdings nur, wenn die persönlichen Daten durch den Wechsel auf die digitale Mitgliedschaft noch nicht gelöscht wurden.
Demnächst auch neu – mit Mitte Juni wird die jö-App im Zuge einer "Gamification" durch die Integration einfacher Videogames verspielter. "Wir werden Nutzern die Möglichkeit geben, zu bestimmten Anlässen Spiele zu spielen und Vorteile zu gewinnen", kündigt Scheurecker an. Zu Ostern etwa könne man virtuell Ostereier suchen, im Sommer Fußball spielen.
Aktuell hat der jö Bonus Club 4,7 Millionen Mitglieder. Seit Start im Jahr 2019 konnten Kunden durch Rabatte mehr als 1,05 Milliarden Euro einsparen. Zusätzlich zu einer Vereinfachung der Abläufe soll die geplante Digitalisierung auch helfen, Papier- und Plastikmüll zu vermeiden. Allein 2025 sollen es 40 Tonnen Papier sein.