Wiener Kultwurst im Fokus

Käsekrainerfest mit Blasmusik-Kapelle mitten in Wien

Zum Welttag der Käsekrainer feierte Radatz mit Gratis-Wurst und Blasmusik – mitten in Wien verwandelte sich ein Würstelstand zum Volksfest.
Christoph Weichsler
30.04.2025, 16:32
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Mitten im ersten Bezirk roch es plötzlich nicht nach Parfum oder Straßenstaub – sondern nach frisch gegrillter Wurst. Vor dem Würstelstand "Zum Kaiser" in der Krugerstraße wurde der Alltag am Dienstag, dem 30. April, kurzerhand unterbrochen: Blasmusik erklang, Käsekrainer wurden gratis verteilt – und rund um den Stand entstand ein Wurst-Volksfest. Menschen blieben stehen, lachten, plauderten, fotografierten – und bissen genüsslich in dampfende Käsekrainer.

Was offiziell als "Radatzky Marsch" angekündigt war, entpuppte sich nicht als Umzug, sondern als stationäres Fest mit Musik, Grillduft und echtem Wiener Schmäh. Organisiert wurde das Spektakel vom Wiener Traditionsunternehmen Radatz, das die Käsekrainer in den 1970er-Jahren erfand – und ihr seitdem einen fixen Platz auf dem Grill und im Herzen der Stadt gesichert hat.

Blasmusik, Würstel & Wiener Schmäh

Während die Kapelle der BOKU für musikalische Untermalung sorgte, bildete sich rund um den Würstelstand eine Szene, wie man sie sonst eher vom Feuerwehrfest kennt: Schüler, Geschäftsleute, Touristen, Pensionisten – alle vereint durch das gemeinsame Interesse an einer warmen, würzigen Wurst. Kein über inszeniertes Event, keine Influencer-Show – sondern einfach ein gelungener Moment echter Wiener Alltagskultur.

Die Wurst, die Österreichs Grill regiert

Laut Radatz wandern jährlich rund 13 Millionen Käsekrainer über die Ladentheke. Aneinandergereiht würden sie von Wien bis an das Nordkap reichen. Doch viel wichtiger ist ihr Status: Keine Wurst ist bei den Österreichern beliebter. Dabei begann ihre Karriere denkbar unspektakulär. Anfangs führte kein einziger Würstelstand gegrillte Ware – gekocht musste es sein. Erst ein Grill beim Stand am Praterstadion brachte die Wende.

Mit dem Brutzeln kam der Durchbruch – und der unverkennbare Geschmack: fein gekuttertes Rind- und Schweinefleisch, gewürzt, mit echten Emmentalerwürfeln verfeinert, in Naturdarm gefüllt und über Buchenholz geräuchert. Ein Klassiker, der laut Autor Christian Seiler "die Burenwurst längst vom Wurst-Thron gestoßen hat". Beim Event selbst war der Beweis klar: Die Warteschlange war lang, das Grinsen der Esser noch länger.

Wenn Käse aus der Wurst quillt, ist’s perfekt

Was die Käsekrainer aber wirklich zur Kultwurst macht, ist nicht nur ihr Geschmack – sondern das "Käsefusserl". Damit ist jene knusprige Käsekruste gemeint, die entsteht, wenn die Wurst beim Grillen mehrfach angestochen wird – ein Vorgang, der im Fachjargon schlicht "Stupfen" genannt wird.

Christine Palfrader, Würstelstand-Profi und mit der Familie Radatz verwandt, erklärte vor Ort geduldig die Kunst: "Man pinselt die Wurst mit etwas Fett ein, damit die Haut nicht austrocknet. Dann stupft man sie mit einer Gabel. Beim Braten tritt der Käse an manchen Stellen aus, wird karamellisiert – und genau das ergibt das Käsefusserl." Wichtig dabei: Geduld, nicht zu viel Wenden – und keine Panik, wenn’s zischt.

Radatz: Handwerk mit Geschmack

Seit 1962 gibt es Radatz, seither wird in Wien produziert – bis heute im Familienbesitz. Das Unternehmen betreibt 37 Fleischereien und 14 Großmärkte in Ostösterreich. Die Käsekrainer ist das Flaggschiff des Sortiments – hergestellt nach traditionellem Rezept, mit echten Zutaten und viel Fingerspitzengefühl.

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