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Kapitän Arnautovic führt ÖFB-Team zum Heimsieg

Kapitän Marko Arnautovic schießt das ÖFB-Team zum 1:0-Sieg über Nordirland und hält die Nations-League-Chancen intakt.

Heute Redaktion
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Heimsieg in der Nations League! 22.300 Zuschauer feierten am Freitag im Wiener Ernst-Happel-Stadion den 1:0-Erfolg gegen Nordirland. Das Match war zäh. Mit dem Sieg lebt nach der 0:1-Niederlage in Bosnien aber die Chance auf den Gruppensieg weiter.

Marko Arnautovic lief wie gegen Bosnien als Kapitän auf und sollte zum großen Helden werden. Teamchef Franco Foda stärkte ihm demonstrativ den Rücken. Ein "Party"-Foto mit Bosniens Siegestorschützen Edin Dzeko hatte nach der Pleite eine Debatte um Arnautovic' Kapitäns-Tauglichkeit losgetreten. Arnie zahlte seinem Coach das Vertrauen mit dem Goldtor zurück.

Zäher Beginn

Kein David Alaba. Kein Julian Baumgartlinger. Kein Florian Grillitsch. Verletzungen hatten Foda zum Umbau des ÖFB-Teams gezwungen. Die Befürchtungen der heimischen Fans sollten sich in Hälfte eins bewahrheiten. Österreich vermisste von Beginn an Kreativität im Mittelfeld.

Stefan Ilsanker hatte seine schlechte Form aus Leipzig mitgenommen. Sebastian Prödl und Martin Hinteregger mussten den Aufbau in die eigene Hand nehmen. Die Folge: viele hohe Bälle in die Spitze. Nordirland überließ den Hausherren den Ball und verteidigte dicht gestaffelt vor dem eigenen Sechzehner.

Sturm-Regisseur Peter Zulj tauchte über weite Strecken unter, leitete aber mit zwei Geistesblitzen gute Chancen von Marko Arnautovic ein. Der West-Ham-Legionär kam je ein paar Zentimeter zu spät (6., 42.). Die beste Chance war durch ein Blackout des Gästekeepers Bailey Peacock-Farrell entstanden. Er hatte einen Rückpass mit der Hand aufgenommen. Arnautovic hämmerte den indirekten Freistoß im Strafraum in die Mauer (17.).

Insgesamt war die Stimmung vor dem Seitenwechsel trist. Die Partie hatte viele Leerläufe, wenige Highlights. Österreich verzweifelte am britischen Beton.

Fünf verrückte Minuten



Keine zwei Minuten nach der Pause rüttelte Paddy NcNair das ÖFB-Team wach. Der Nordire kam plötzlich völlig frei zum Schuss. Heinz Lindner musste zum ersten Mal entscheidend eingreifen, tauchte den Ball aus dem Winkel. Die Rettungstat wirkte auf seine Vorderleute wie eine Adrenalinspritze. Was zuvor 47 Minuten lang wie purer Krampf aussah, ging jetzt einfach von der Hand.

Rollende Angriffe. Zuerst wühlte sich Arnautovic durch den Strafraum und testete den Keeper (49.). Dann stand Burgstaller allein im Fünfer – Peacock-Farrell tat es Lindner gleich und glänzte (50.).

So schnell die Offensiv-Flut gekommen war, ebbte sie wieder ab. Der Krampf war zurück im Spiel der Rot-Weiß-Roten. Der Nordirische Schlachtsong "Will Grigg's on Fire" musste bis zur 65. Minute als Unterhaltung herhalten. Dann gab es Elfmeter-Alarm im britischen Strafraum. Arnautovic fiel im Zweikampf spät, der Schiri zeigte sich unbeeindruckt.

Oh Captain, my Captain



Der Kapitän ließ nicht locker. In ihm hatte sich nach den Diskussionen um sein Kapitänsamt viel Wut aufgestaut. Zulj und Arnautovic schienen sich blind zu verstehen. Der Bundesliga-Star steckte auf Arnautovic durch. Der enteilte mit seinem wuchtigen Antritt der Abwehr, zog in die Mitte und schob eiskalt ein (71.).

Der Torjubel: Arnautovic nahm die Kapitänsbinde ab und streckte sie demonstrativ empor. "Oh Captain, My Captain", hatte der ÖFB die Kapitänsentscheidung vor dem Spiel mit dem berühmten Filmzitat aus dem Streifen "Dead Poet Society" bekanntgegeben. Es sollte zum Motto des Nations-League-Matches werden.

Will Grigg tatsächlich "on fire"



Bei Nordirland-Teamchef Michael O'Neill rauchte der Kopf. Er zog knapp zehn Minuten vor Schluss alle Register und brachte "Geheimwaffe" Will Grigg. Sein, vorher schon erwähnter, Fan-Song hatte rund um die EURO 2016 die britischen Hitparaden erobert. Im Happel wurde er bei der Einwechslung von Heim- und Auswärtsfans gleichermaßen bejubelt.

Davon beflügelt stieg er wenige Minuten vor dem Schlusspfiff im Sechzehner höher als alle anderen. Schrecksekunde! Grigg verlängerte einen Eckball per Kopf, der Ball knallte an die Stange und fiel Lindner in die Arme.

Österreich feiert seinen Kapitän, Marko Arnautovic.

(S. Klein, Happel-Stadion)

(S. Klein)