"Fühlen uns im Stich gelassen"

Kein Schulplatz für Kinder – Eltern müssen Job aufgeben

Eine Schule hat zu wenig Platz. Drastische Folge: Jetzt müssen Eltern ihren Job aufgeben, um sich daheim um ihren Nachwuchs kümmern zu können.
Oberösterreich Heute
17.03.2025, 04:00

Darauf waren sie nicht vorbereitet. An einem Elternabend in der Pestalozzischule in Vöcklabruck sollen die Erziehungsberechtigten von 14 beeinträchtigten Schülern die Hiobsbotschaft erfahren haben: Nächstes Jahr wird für ihre Kinder im berufsvorbereitenden Lehrgang keinen Platz frei sein.

Ausschlaggebend dafür: Die Schule ist angeblich zu klein, um Jugendliche, die ihre Pflichtschulzeit schon absolviert haben, auf die Berufswelt vorzubereiten. Zwar plant die neue Bundesregierung für beeinträchtigte Jugendliche einen Rechtsanspruch auf ein elftes und zwölftes Schuljahr. Doch aktuelle gibt es diesen Anspruch noch nicht.

Und: Ausschließlich der Stadtchef und die Bildungsdirektion können ein elftes und zwölftes Schuljahr genehmigen. "In diesem Fall sind uns aber die Hände gebunden", sagt Bürgermeister Peter Schobesberger (SPÖ) gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN).

"Die Pestalozzischule durfte nicht größer gebaut werden und erwies sich bereits ein Jahr nach ihrer Eröffnung im Jahr 2021 als zu klein. Wir bekommen jedes Jahr Hunderte Aufnahmeanträge für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf aus dem gesamten Bezirk."

Die Aufstockung der Schule ist seit eineinhalb Jahren geplant. Der Plan: Sechs zusätzliche Klassen sollen für 3 Millionen Euro gebaut werden. Die Hälfte der Kosten muss die Stadtgemeinde bezahlen.

Betroffene Mutter empört

Manche Eltern sind verärgert, da die Anmeldefristen anderer Bildungseinrichtungen bereits abgelaufen sind. "Für unsere Kinder bedeutet das, dass sie zumindest das nächste Jahr zu Hause verbringen müssen", erklärt die Mutter eines Betroffenen gegenüber den "OÖN".

Die Frau ist verzweifelt: "Etliche Elternteile sind dazu gezwungen, den Job aufzugeben. Für Alleinerziehende ist das eine existenzbedrohende Situation." Außerdem würden die Chancen der Jugendlichen auf den Berufseinstieg nun sinken.

So reagiert Stadt

"Die Stadt Vöcklabruck tut, was sie kann, um den sprunghaft steigenden Bedarf im Bezirk zu decken", betont Schobesberger in einem Schreiben an "Heute".

„Die Stadt Vöcklabruck tut, was sie kann, um den sprunghaft steigenden Bedarf im Bezirk zu decken.“
Peter SchobesbergerBürgermeister von Vöcklabruck (SPÖ)

"Jedes Jahr bauen wir aus. Eigene Kinder werden abgewiesen. Integrative Arbeitsplätze fehlen. Jetzt hauen alle auf die Stadtgemeinde. Wir fühlen uns im Stich gelassen", so der Politiker.

Seit der Eröffnung seien bereits mehrere zusätzliche Klassenräume durch Nutzungsänderungen hinzugefügt worden. Darunter zwei Klassen 2023 in Horträumlichkeiten. Ebenso sei eine zusätzliche Hortklasse in einem Schulcontainer im vergangenen Jahr errichtet worden. "Eine Aufstockung des Schulgebäudes um sechs Klassen ist bereits in Planung. Die Kosten von rund 3,5 Millionen Euro trägt zur Hälfte die Stadtgemeinde", heißt es aus dem Büro des Stadtchefs.

Weiters: "Dennoch wartet die Stadt Vöcklabruck seit vier Monaten auf ein Antwortschreiben aus dem Büro der Bildungslandesrätin. Über zwanzig Vöcklabrucker Taferlklassler, die gerne die Pestalozzischule besucht hätten, müssen aufgrund von Platzmangel diesen Herbst an andere Schulen verwiesen werden."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 17.03.2025, 08:58, 17.03.2025, 04:00
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