Die Nerven liegen blank: Seit mittlerweile zwei Jahren laufen die Kollektivvertrags-Verhandlungen für die rund 12.000 Buslenkerinnen und Buslenker Österreichs. Gewerkschaft und Lenkern reicht es jetzt. Die Arbeitsbedingungen seien teils katastrophal. Ein Busfahrer packt jetzt gegenüber "Heute" aus.
Ein gewöhnlicher Sonntag für Michael Krippner: Start um 6.40 Uhr, der Arbeitstag geht bis nach 21 Uhr – so lange Dienste sind in der Branche keine Seltenheit mehr. "Um viertel nach zehn kommst du dann heim, hast neun Stunden Ruhe und dann geht's in den nächsten 15-Stunden-Dienst."
Der 53-Jährige ist seit 30 Jahren Autobusfahrer, aktuell beim ÖBB Postbus. Das will er auch noch bis zur Pension bleiben – trotz teilweise katastrophaler Bedingungen. Als Betriebsrat hat er vor, für die Lenker etwas zu verändern.
Bei einigen Unternehmen sei man bis zu sechs Tage durchgehend unterwegs. Mit der Familie seien solche Dienste nur schwer vereinbar: "Wenn man nach Mitternacht heimkommt, schläft man natürlich etwas länger. Manchmal sieht man vier oder fünf Tage das Kind nicht."
Dass der Postbus auch dort fährt, wo öffentliche Anbindungen oft Mangelware sind, freut zwar die Anwohner. Den Lenkerinnen und Lenkern bringt das aber nur noch mehr Unannehmlichkeiten.
Stundenlange Stehzeiten an abgelegenen Orten bedeuten oft vor allem eines: weit und breit keine Toilette. "Für die Männer ist das meistens kein Riesen-Thema, wir gehen halt ins Feld." Für Frauen sei das aber eine "ganz schlimme Sache", erklärt der 53-Jährige.
"Wir sind ja keine Viecher", klagt er. Manchmal wisse man zwar, wo sich die nächste Toilette befindet: "Die ist dann aber teilweise so weit weg, dass man nicht weiß, ob man es noch schafft", berichtet er weiter von den unzumutbaren Zuständen. Er wünscht sich "wieder mehr Miteinander anstatt immer Gegeneinander" in der Branche. Nur so könnten die Probleme gelöst werden.
„Wir sind ja keine Viecher.“Michael Krippner (53)Betriebsrat und Lenker beim ÖBB Postbus
Am Montag wird es wieder ernst: Dann steht die nächste KV-Verhandlungsrunde an. Solle es wieder zu keiner zufriedenstellenden Lösung kommen, wurde für den 20. Februar schon ein erster Warnstreik angekündigt. Krippner stellt klar: "Die Lenker sind Hand und Fuß vom Unternehmen. Ohne uns steht alles still."