Jeden Morgen pulsiert das Leben am Karlsplatz: Touristen, Berufstätige und Schüler teilen sich den Raum mit Radfahrern und E-Scootern. Besonders betroffen ist die Evangelische Volkschule, deren Vorplatz täglich von hunderten Kindern überquert wird. Laut Direktorin Susanne Kleeber kam es bereits mehrfach zu Unfällen, bei denen Schüler mit Radfahrern zusammenprallten.
Ein Antrag der Grünen Wieden sieht vor, den Radweg hinter die erste Baumreihe vor der Schule zu verlegen. Zusätzlich soll ein Zebrastreifen über den Radweg den Kindern Vorrang geben. Diese Maßnahmen sollen sowohl Radfahrern als auch Schülern einen sicheren und reibungslosen Weg garantieren. Der Antrag wurde angenommen und wird nun von den zuständigen Magistratsabteilungen geprüft.
Direktorin Kleeber begrüßt die Initiative, sieht jedoch Mängel im Lösungsansatz. Sie weist darauf hin, dass ähnliche Versuche in der Vergangenheit gescheitert seien und befürchtet, dass Radfahrer durch den Zebrastreifen Vorrang erhalten könnten. Zudem sei es unrealistisch, zu Stoßzeiten hunderte Kinder über einen wenige Meter breiten Zebrastreifen zu lotsen.
Die Debatte um den Schulvorplatz am Karlsplatz zeigt, wie schwierig die Gestaltung sicherer Schulwege in dicht verbauten Innenstadtbereichen ist. Während als kurzfristige Lösung eine leichte Verschiebung des Radwegs im Raum steht, fordert die Schule hingegen, die Route komplett in die rückseitige Resselgasse zu verlegen.
„Die Kinder verdienen es, ihren Schulweg ohne Angst und ständige Vorsicht gehen zu können. Jetzt ist der Moment, zu handeln“Susanne Kleeber, Schuldirektorin
Die Stadt Wien arbeitet aktuell an einer umfassenden Radwegoffensive, um Schulwege sicherer und attraktiver zu machen. 142 Schulen wurden im Rahmen dessen bereits an neue Radrouten angebunden.
Auch rund um den Karlsplatz soll sich etwas tun. Georg Brockmeyer von der Mobilitätsagentur Wien, betont: "Die Umgestaltung der Argentinier Straße zur verkehrsberuhigten und begrünten Fahrradstraße bis zum Karlsplatz ist ein Erfolgsprojekt. Wir arbeiten nun daran, dass es künftig bessere Routen entlang des Karlsplatzes für Radfahrer gibt sowie großräumigere Alternativen zur Verfügung stehen und der Platz vor der Schule damit entlastet wird.“
Während kurzfristige Entschärfungen bereits geplant sind, bleibt offen, ob sie langfristig für mehr Sicherheit sorgen. Die Forderung nach einer umfassenden Lösung bleibt – nicht nur von Seiten der Schule.