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Knauß: "Nur drei Stunden Schlaf vor Kamera-Fahrt!"

Olympia aus Athleten-Perspektive! Hans Knauß zeigt den Fans als TV-Experte mit der Kamera, worauf es ankommt. "Heute" bat ihn zum Talk.

Heute Redaktion
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Eine vertraute Stimme und vertraute Bilder. Stehen Ski-Rennen auf dem Programm, ist Hans Knauß als ORF-Experte vor und hinter der Kamera im Einsatz. Wie erlebt der Ex-ÖSV-Star die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang? Und wie viele Kameras hat er in seiner Karriere schon geschrottet? "Heute" sprach mit dem 46-Jährigen beim Abfahrts-Training.

"Heute": "Herr Knauß, alles bereit für die Olympia-Kamerafahrt, oder steckt der Jetlag noch in den Knochen?"

Hans Knauß: "Die Anreise war brutal. 29 Stunden von Schladming über München und Doha nach Seoul. Ich habe drei Stunden geschlafen, jetzt bin ich hier beim ersten Abfahrts-Training. Es ist ein beinhartes Geschäft."

"Heute": "Muss man sich für die Kamera-Fahrt überhaupt vorbereiten wie ein aktiver Athlet?"

Knauß: "Ich war vor zwei Jahren schon einmal hier, daher kenne ich die Strecke schon. Trotzdem schaue ich mir die Sprünge, Richtungen und Übergänge ganz genau an. Wir sehen das Rennen ja aus einer anderen Perspektive als die Athleten. Deswegen ist es wichtig, ein Gefühl zu bekommen, um Atmosphäre und Emotionen zu vermitteln."

"Heute": "Wie sehr bewegt sich ein Hans Knauß bei der Kamerafahrt selbst am Limit?"



Knauß: "Ich versuche, so weit es geht das Limit zu vermeiden. Aber manchmal passiert das einfach, zum Beispiel in Kitzbühel oder Wengen. Auch auf der Olympia-Strecke gibt es Momente, wo man 100 Prozent geben muss, wenn man nicht stürzen will."

"Heute": "Kommt da der Ex-Profi wieder zum Vorschein?"

Knauß: "Ja, zum Glück. Die Instinkte sind noch da, sonst könnte ich den Job nicht machen. Die Schnelligkeit fehlt jetzt schon ein wenig, das Feeling aber ist noch voll da."

"Heute": Ganz ehrlich, wie viele Kameras haben Sie schon geschrottet?"

Knauß: "Noch keine einzige. Moment, doch. Beim Riesentorlauf, wo ich die Kameras am Helm habe. Da habe ich schon manchmal die Stange drauf bekommen. Aber alle Abfahrts-Kameras sind noch ganz, da bin ich sehr stolz darauf. Eigentlich eine Sensation, ich bin noch nie mit der Kamera gestürzt."

"Heute": "Wenn man die Olympia-Piste runterbrettert, juckt es einen dann, wieder mitzufahren?

Knauß: "Ganz ehrlich, überhaupt nicht. Die Athleten merken nicht, unter welcher Belastung sie stehen, weil sie so konzentriert sind. Wenn man wie ich seit 12 Jahren nicht mehr aktiv ist, sieht man das erst. Die Belastung war nicht angenehm."

"Heute": "Apropos Belastung: Was bedeutet es, dass der Schnee das Material frisst, wie die ÖSV-Athleten sagen?"

Knauß: "Je dünner die Kante, desto mehr wird der Belag der Ski angegriffen. Die Kante bremst aber beim fahren, daher versucht man, einen Ski mit recht dünner Kante zu wählen. An den Stellen, wo man richtig viel Druck am Ski hat, zum Beispiel unter der Bindung, kann der aggressive Schnee den Belag neben der Kante richtiggehend ausbrennen."

"Heute": "Wie stehen die Medaillenchancen der Österreicher?"

Knauß: "Wir können in jeder Disziplin eine Medaille holen. Und die Abfahrtsstrecke könnte für Marcel Hirscher etwas für die Kombi sein. Es gibt hier viele Übergänge, die man sich einprägen muss. Marcel kann das sehr gut. Hier ist außerdem nicht so viel Überwindung nötig. Das könnte ihm liegen."