Niederösterreich

"Kosten killen uns" – Tierheim verhängt Aufnahme-Stopp

Allein über 600 Schildkröten beherbergt Markus Putzgruber auf seinem Gnadenhof und Tierheim in Seebarn. Die Strom- und Tierarztkosten zermürben.

Isabella Nittner
Die Kosten für seinen Gnadenhof kann Putzgruber kaum noch stemmen.
Die Kosten für seinen Gnadenhof kann Putzgruber kaum noch stemmen.
RespekTurtle

Was sich Tierschützer Markus Putzgruber in Seebarn am Wagram im Bezirk Tulln aufgebaut hat, kann sich sehen lassen: Aus einem kleinen Tierschutzverein namens "RespekTurtle" wurde innerhalb weniger Jahre die Auffangstelle Nummer Eins für Schildis im ganzen Bundesstaat.

Neue Anlage

600 Schildkröten, aber auch zahlreiche Vögel sowie Reptilien hat Putzgruber in seinem Tierheim mittlerweile untergebracht. Aus diesem Grund musste mehr Platz her. Aus Spenden, großteils aber der eigenen Tasche kaufte er das Nebengrundstück an und errichtete dort in Eigenregie ein respektables Winter-Refugium und eine Teichanlage für die gepanzerten Lieblinge.

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    Putzgruber verkündete auf Facebook einen Aufnahmestopp.
    Putzgruber verkündete auf Facebook einen Aufnahmestopp.
    Screenshot

    Bereits vor Monaten machte sich der 48-Jährige Gedanken: Der Stromverbrauch ist aufgrund des künstlich hergestellten Lebensraumes für die Schildkröten immer schon hoch gewesen, wie wird wohl die nächste Stromabrechnung mit den steigenden Preisen aussehen? "Heute" berichtete.

    40.000 kW/h im Jahr

    Doch die Erwartungen wurden weit übertroffen – im negativen Sinne. 4,5 Mal so hoch ist der Strompreis nun. Die geplante Strompreisbremse ist bei einem Verbrauch von 40.000 kW/h im Jahr kein Trost und greift auch kaum.

    Hinzu kommen hohe Tierarztkosten. Erst kürzlich schleppte eine übernommene Schildkröte einen Virus in das Tierheim, zahlreiche Turtles erkrankten, der Gnadenhof musste für Besucher gesperrt werden.

    Gesundheitschecks teuer

    "Wie es weitergeht, können wir so leider noch gar nicht sagen ..."

    Aus diesem Grund wurde jede neu übernommene Schildkröte auf zahlreiche Krankheiten getestet, bevor sie zu den anderen ins Gehege oder Wasser durfte. Kostenpunkt für den Tierarzt-Check inklusive Labordiagnostik einer (!) Schildkröte: 250 Euro. Alles aus eigener Tasche und Spenden bezahlt, offizielle Förderungen bekommt Putzgruber nämlich keine. Für heuer dürften es Kosten um die 20.000 Euro nur für die Gesundheitschecks werden.

    Jetzt musste er die Reißleine ziehen: "Wir sind dieser Tage noch Vollgas unterwegs, werden danach aber eine Vollbremsung machen", verkündet er auf Facebook. "So leid es uns auch tut weil noch so extrem viele Anfragen bezüglich einer Übernahme von Schildkröten da sind, es geht einfach nicht mehr. Wir werden unser Häuschen natürlich fertig bauen und die Unterkunft für unsere Tiere hier sichern, aber wie es weitergeht können wir so leider noch gar nicht sagen", so Putzgruber niedergeschlagen.

    Spendenkonto
    Paypal: [email protected]
    Konto Respekturtle: AT 18 2023 0000 0050 8689

    Zuletzt hatte das Tierheim St. Pölten die Reißleine gezogen, davor schlugen auch die Tierheime in Wolfsberg, Vösendorf, Innsbruck-Mentlberg und Villach Alarm und verhängten einen Aufnahme-Stopp.

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