Coronavirus

Infiziert zur Arbeit? GECKO und Politik uneinig

Soll man die Absonderungsregeln für Infizierte aufweichen, um die Spitäler vor dem Kollaps zu bewahren? GECKO ist sich uneinig, Wien "verblüfft".

Leo Stempfl
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Kürzere Quarantäne für Infizierte – ja oder nein? GECKO ist sich uneins.
Kürzere Quarantäne für Infizierte – ja oder nein? GECKO ist sich uneins.
"Heute"-Montage: Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die Regierung musste sich mittlerweile eingestehen: Die Lockerungen kamen zu früh. So gibt es aktuell bis zu 60.000 Neuinfektionen am Tag, die wöchentlichen Todeszahlen bewegen sich im dreistelligen Bereich. Als gelindeste Notbremse gilt ab Mittwoch wieder die FFP2-Maskenplficht in Innenräumen.

Wegen der hohen Infektionszahlen stehen die Spitäler aber schon jetzt an der Belastungsgrenze, die Situation erweist sich als so dramatisch wie noch nie. Bei der Pressekonferenz am Freitagabend ließ Gesundheitsminister Johannes Rauch deswegen anklingen, dass man die Quarantäneregeln ändern werde. Dadurch könnte infiziertes Personal etwa auf Corona-Stationen Dienst versehen (müssen).

Unterschiedliche Einschätzungen

Wie genau diese Änderungen bei den Arbeits- und Absonderungsregeln für Infizierte (zumindest in Spitälern, Alten- und Pflegeheimen) ausschauen sollen, wird noch debattiert. Die GECKO-Kommission gab in ihrem am Samstag veröffentlichten Executive Report keine klare Empfehlung ab. "Bei der Beurteilung der Fragen zeigten sich unterschiedliche Einschätzungen", heißt es im Report.

Generell ist dort die Stimmung alles andere als rosig. Mehrere Mitglieder erwogen ihren Rücktritt, Rot-Kreuz-Chef Gerry Foitik zog tatsächlich die Reißleine. Man fühle sich teilweise von der Politik instrumentalisiert, sagte er in der "ZiB 2". Johannes Rauch entschuldigte sich bereits bei den Experten – "für manche Ungereimtheiten und manchen Unmut, der dort im Laufe der Zeit entstanden ist."

Chance oder Gefahr

Bei der Verkürzung der Absonderung für Mitarbeiter im Gesundheitsbereich kam man eben auf keinen grünen Nenner. Einige Mitglieder fürchten, dass durch das pauschale Verkürzen die Infektionszahlen wieder ansteigen könnten. Das würde mehr Hospitalisierungen und erst recht keine Entlastung bedeuten.

Das US-Amerikanische Center for Disease Control and Prevention (CDC) findet hingegen, dass die Verkürzung der Quarantäne in Settings, in denen schmerzhafte Personalausfälle drohen, vertretbar sei. Dieser Meinung schlossen sich wiederum andere GECKO-Mitglieder der Arbeitsgruppe Omikron an.

Das wäre die Änderung

Konkret würde diese Änderung so aussehen: Infizierte sollten sich nur fünf Tage lang isolieren, wenn sie asymptomatisch sind oder ihre Symptome nachlassen (ohne Fieber für 24 Stunden). In den folgenden fünf Tagen müssen diese Personen dann eine FFP2-Maske tragen, wenn sie in der Nähe anderer sind, um deren Infektionsrisiko zu minimieren.

Grund: Die Mehrheit der Übertragung von Corona erfolge früh im Krankheitsverlauf, im Allgemeinen in den ersten beiden Tagen vor dem Auftreten der Symptome und in den zwei bis drei Tagen danach.

Für Wien keine Option

Im "Wien heute"-Interview erteilte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker den Plänen prompt eine Absage. Immerhin sei die Lage derart kritisch, dass man in Wien sogar gerade erst noch einmal verschärfen musste. "Dass wir jetzt beginnen, infizierte Mitarbeiter wieder arbeiten zu lassen, kommt deswegen trotzdem ganz sicher nicht infrage."

Selbst wenn diese Änderung kommt: "Ehrlich gesagt bin ich mir ganz sicher, es wird auch in ganz Österreich niemand ernsthaft umsetzen", so Hacker. Die ganze Diskussion verblüffe ihn.

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    HANS PUNZ / APA / picturedesk.com