Das gibt es sonst nirgends

Länger als 45 Minuten hat es hier niemand ausgehalten

Es gibt einen Raum in Minneapolis, der als der stillste Ort der Welt gilt. Wer ihn betritt, merkt schnell: Plötzlich bist du selbst das Geräusch.
20 Minuten
20.12.2025, 13:09
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Noch vor einiger Zeit stand ein Raum im Microsoft-Hauptquartier in Redmond, im US-Bundesstaat Washington, im Mittelpunkt. Dort ist es so leise, dass du deinen eigenen Herzschlag hörst. Sogar das Strömen des Blutes, das Knacken in den Gelenken oder das Arbeiten der Organe wird hörbar. Auch der Atem klingt auf einmal ganz anders. So schildern es Menschen, die sich in diesen Raum gewagt haben. Wie "20 Minuten" berichtet, hat der leitende Microsoft-Ingenieur Hundraj Gopal es dort 45 Minuten ausgehalten – dann wurde ihm schwindlig. Länger hat es bis jetzt niemand geschafft.

Die sogenannte schalltote Kammer wurde gebaut, um jegliche Außengeräusche auszuschalten. Der Raum ist in mehreren Schichten aufgebaut – fast wie eine Zwiebel. Der gemessene Geräuschpegel liegt bei minus 20,3 Dezibel. Damit hatte Microsoft einst den Guinness-Weltrekord für den leisesten Ort der Welt.

Minus 24,9 Dezibel – neuer Rekord

Doch mittlerweile wurde dieser Rekord gebrochen. Heute gilt ein Raum im Orfield-Labor in Minneapolis (Minnesota) als der ruhigste Ort der Erde. Dort wurde ein Wert von minus 24,9 Dezibel gemessen. Das ist weit unter der menschlichen Hörgrenze, die bei null Dezibel beginnt. Guinness World Records hat das offiziell bestätigt.

Die Kammer ist komplett mit schallabsorbierenden Glasfaserkeilen ausgekleidet. Es gibt kein Echo, keine Reflexion, keine Orientierung. Stell dir vor, du stellst einen Sessel ab – und es ist, als hätte er nie den Boden berührt, weil dabei kein Geräusch entsteht. Nach etwa 30 Minuten beginnt der Körper zu schwanken. Die eigene Stimme verschwindet einfach. Die Sinne kommen völlig durcheinander.

"Man wird selbst zum Geräusch"

"Wie Sie sich im Raum orientieren, hängt von Geräuschen ab, die Sie beim Gehen hören. In der anechoischen Kammer haben Sie keine Hinweise", sagte Steven Orfield, Gründer des Labors, dem US-Sender CBS. Und weiter: "Wenn es still ist, passen sich die Ohren an. Je stiller der Raum, desto mehr hört man." In einem Interview mit "Hearing Aid Know" brachte er die Erfahrung auf den Punkt: "In diesem Raum wird man selbst zum Geräusch."

Gopal beschreibt das so: "Unsere Ohren stehen ständig unter subtilem Druck durch Alltagsgeräusche." In einem schalltoten Raum fällt dieser Druck plötzlich weg. "Ohne reflektierten Schall fühlt sich der Körper an, als würde er in einem seltsamen sensorischen Vakuum schweben", sagte er dem Sender CNN.

Solche Kammern werden übrigens nicht gebaut, um Mutproben zu ermöglichen. Sie dienen der Forschung. Die NASA testet darin, wie Menschen auf sensorische Isolation reagieren. Firmen prüfen, ob ihre neuen Produkte unerwünschte Geräusche machen. Aber auch Privatpersonen trauen sich in diese Räume – manche buchen sie zum Meditieren, andere aus reiner Neugier. Doch wirklich lange hält es niemand aus.

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } Akt. 20.12.2025, 13:26, 20.12.2025, 13:09
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