Eigentlich hätte die US-Regierung unter Präsident Trump alle Ermittlungsakten bis spätestens 19. Dezember veröffentlichen müssen. Doch das Justizministerium stellte am Freitag nur einen Teil der Dokumente online, viele Seiten wurden geschwärzt. Wie "20 Minuten" berichtet, sind in den Unterlagen zahlreiche neue Fotos von Bill Clinton zu finden. Von Trump ist hingegen kaum die Rede.
Die Veröffentlichung der sogenannten Epstein Files war gesetzlich vorgeschrieben. Der US-Kongress hatte im November ein Gesetz beschlossen, das das Justizministerium dazu verpflichtet, alle nicht-geheimen Unterlagen zugänglich zu machen. Nun liegen tausende Seiten mit Texten, Fotos und E-Mails vor – aber viele Passagen sind unkenntlich gemacht. Auch die Namen von über 1.200 Opfern sowie Angaben zu Angehörigen und Bekannten wurden geschwärzt.
Mehrere demokratische Abgeordnete in den USA prüfen jetzt rechtliche Schritte gegen die Regierung. Sie sprechen von einem klaren Gesetzesbruch.
Inhaltlich fällt auf, dass die veröffentlichten Akten auffällig viele Bilder von Bill Clinton zeigen. Die Nachrichtenseite CNN spricht sogar von einer "starken Dosis Clinton". Darunter sind bisher unbekannte Aufnahmen, etwa ein Foto, das Clinton in einem Whirlpool zeigt. Die Person neben ihm ist verpixelt. Ein Sprecher des Justizministeriums, Gates McGavick, erklärte auf X, es handle sich um ein "Opfer". Das Weiße Haus sprach in einer Mitteilung von "Epsteins demokratischen Freunden". Mehrere Regierungsbeamte verwiesen laut CNN gezielt auf die Bilder.
Clintons Sprecher Angel Ureña kritisierte die Darstellung: "Der Fokus der Regierung auf Clinton zeigt, dass sie sich vor dem schützen will, was noch kommt oder was sie für immer verbergen will."
Bill Clinton hatte bereits früher zugegeben, mehrmals mit Epsteins Privatjet geflogen zu sein. Er bestreitet aber, auf Epsteins Insel gewesen zu sein. Auch wenn Clinton nie strafrechtlich beschuldigt wurde, wirft das neue Foto Fragen auf – etwa, warum der mit Hillary Clinton verheiratete Ex-Präsident mit einer anderen Frau im Whirlpool sitzt.
Trump hatte in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren engen Kontakt zu Epstein. Beide besuchten gemeinsam Veranstaltungen und galten als befreundet. Laut der "New York Times" stellte sich Epstein bei einer Party sogar als "Dons bester Freund" vor. In den jetzt veröffentlichten Unterlagen kommt Trump aber nur am Rande vor.
Trumps Name taucht in Epsteins Adressbüchern, alten Mitteilungslisten und in Aussagen von Zeugen auf. Diese Hinweise stammen jedoch aus früheren Ermittlungen und belegen kein strafbares Verhalten. In einer 2011 von Epstein verfassten E-Mail schrieb dieser, dass Epstein-Opfer Virginia Giuffre "Stunden in meinem Haus mit Trump verbracht" habe. Giuffre sagte 2016 jedoch in einer eidesstattlichen Aussage: "Ich habe nie gesehen oder miterlebt, dass Trump an sexuellen Handlungen teilgenommen hat, und ich glaube nicht, dass er an irgendetwas teilgenommen hat."
Trump äußerte sich am Freitag nicht zur Veröffentlichung. Ob in den nächsten Akten-Tranchen neue Informationen zu ihm auftauchen, ist unklar. CNN merkt an, dass die Auswahl der bisher veröffentlichten Dokumente auffällig sei: Viele Bilder von Clinton, kaum Hinweise auf Trump. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Bis die restlichen Akten veröffentlicht werden, kann es laut Justizministerium noch Wochen dauern.