Vor einem halben Jahrhundert schrieb Niki Lauda (†70) in Monza Motorsport-Geschichte: Mit seinem ersten WM-Titel 1975 begann eine Karriere, die nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von Ferrari für immer prägte. Zum runden Jubiläum spricht sich nun sein ältester Sohn Lukas Lauda (46), der sich sonst lieber aus dem Rampenlicht fernhält.
"Ich habe noch nie ein Interview gegeben, weil ich es nicht mag und auch nicht gut darin bin. Aber dieser Anlass ist etwas Besonderes", erklärt der 46-Jährige gegenüber der italienischen Zeitung "Corriere della Sera".
Der 46-Jährige wurde erst einige Jahre nach den ersten Triumphen seines Vaters geboren. "Es hat lange gedauert, bis ich verstand, was er wirklich bedeutete. Er sprach mit uns nie über die Formel 1. Für uns war er einfach der Vater, der oft unterwegs war, aber zu Hause immer voll und ganz für die Familie da war."
Das erste Mal, dass Lukas bemerkte, wie bekannt sein Vater ist, war auf Ibiza, wo er mit seiner Mutter Marlene (69) und Bruder Mathias (44) lebte. "Wir saßen in einer Bar, plötzlich drängten sich Menschen um ihn, baten um Autogramme, wollten ihm die Hand schütteln oder einfach nur Komplimente machen. Ich fragte ihn: 'Warum kommen die alle zu dir?'" Laudas Antwort, die Lukas bis heute nicht vergessen hat: "Weil ich ein Formel-1-Fahrer bin, zweimal Weltmeister." Wenig später folgte noch ein dritter Titel.
Die eigentliche Hinterlassenschaft seines Vaters sieht der 46-Jährige aber nicht nur in den Pokalen. "Für ihn waren Sicherheit und Respekt das Wichtigste. Er hörte den anderen Fahrern zu und setzte sich für ihre Anliegen ein. Damals war es nicht selbstverständlich, dass die Piloten als gleichwertig zu den Teams betrachtet wurden."
Für Lukas war Niki Lauda viel mehr als ein Vater: "Er war wie ein großer Bruder und irgendwann wie mein bester Freund. Er sprach mit uns nie von oben herab, sondern wie mit Erwachsenen – direkt, klar, unverstellt. Er lehrte uns Demut, dass man nicht prahlen soll, nie über Geld spricht, höflich bleibt und sich selbst nicht zu ernst nimmt."
Besonders eine Anekdote, die der Sohn der Formel-1-Legende erzählt, offenbart die Bodenständigkeit von Lauda. "Ich war vielleicht 18. Wir waren in den USA, in Seattle, er trug wie immer sein rotes Cap. Im Restaurant bat ihn der Manager, es abzunehmen. Mein Vater reagierte sofort: nahm es ab und sagte, wir sollen uns hinsetzen und das Essen genießen. Später kam der Besitzer, entschuldigte sich, weil er erkannt hatte, wer da am Tisch saß. Doch mein Vater sagte nur: 'Keine Entschuldigung nötig, Regeln sind Regeln.'"
Ob Lukas je in die Fußstapfen seines berühmten Vaters treten wollte? "Nein, ich hatte kein Talent und bin mit 1,86 Metern auch zu groß. Bei uns daheim waren Karts sowieso tabu, das verboten uns beide Eltern. Aber einen Traum habe ich mir erfüllt: Ich bin die Dakar im Truck gefahren – das habe ich nur für mich getan."