Der aktuelle Kinderbetreuungsatlas der Arbeiterkammer OÖ bringt das ans Licht, was viele Eltern längst spüren: In manchen Gemeinden ist die Betreuung top – in anderen könnte man glauben, die Uhr sei stehen geblieben.
Besonders heftig: Elf Gemeinden schaffen es nicht einmal, von Montag bis Donnerstag ein Mittagessen für Drei- bis Sechsjährige anzubieten. Für viele Eltern bedeutet die fehlende Verpflegung tägliches Jausen-Management statt warmem Essen.
Oder: schneller aus der Arbeit, früher abholen, Arbeitspensum zusammenschrumpfen. Die AK bewertet das Angebot jedes Jahr nach Öffnungszeiten, Schließzeiten und eben auch Mittagessen. Das Ergebnis der Erhebung zeigt klar: Viele Gemeinden bieten kein vollzeittaugliches Paket.
Das schlägt sich direkt im Alltag der Familien nieder – und trägt laut AK zur hohen Teilzeitquote bei Frauen in Oberösterreich bei. AK-Präsident Andreas Stangl reagiert deutlich: "Oberösterreich ist nicht Kinderland Nummer eins, das ist ein Marketing-Schmäh", sagt er. Und er setzt noch eins drauf: "Wir spielen nicht in der Champions-League, sondern in der letzten Klasse."
„Wir spielen nicht in der Champions-League, sondern in der letzten Klasse.“Andreas StanglAK-Präsident
313 von 438 Gemeinden haben sich an der aktuellen Erhebung beteiligt – vor allem in den Bezirken Schärding, Ried und Rohrbach verweigerten aber viele Bürgermeister, ihre Daten an die weiterzugeben. Stangls Erklärung dafür: "Es sind meistens die, die in der Kinderbetreuung nicht so gut sind."
Mitten im "Verweigerer-Bezirk" Ried liefert ausgerechnet die Gemeinde Gurten brav Zahlen – obwohl die nicht gerade glänzend ausfallen. Gurten bietet zwar Mittagessen für Kindergartenkinder, doch für unter Dreijährige und Volksschulkinder fehlt das Angebot komplett. Der Kindergarten kann auch nur Öffnungszeiten von 7 - 13 Uhr anbieten.
"Ich habe eine Tagesmutter im Ort, die mir viel abdeckt", so Bürgermeisterin Petra Mies (SPÖ) gegenüber "Heute". Sie sagt aber ganz klar: Im Innviertel geht es bergauf. Viele Gemeinden würden aktuell eng zusammenarbeiten, um das Angebot auszubauen: "Es laufen schon viele Projekte." Auch, um die Region für junge Familien attraktiver zu machen – da sei die Kinderbetreuung ein entscheidender Faktor: "Ich bin sehr optimistisch, dass es in den kommenden Jahren besser wird."
"Ich weiß auch, was die andere Seite wieder sagen wird", sagt der AK-Präsident: "Die Landesregierung wird sagen, sie investieren eh so viel." Er hat dazu eine klare Einstellung: "Ja, aber zu wenig." Die AK macht klar: Ohne zusätzliche Mittel des Landes und eine Ausbildungsoffensive beim Betreuungspersonal werde OÖ nicht aufholen. Die Gemeinden könnten die notwendige Infrastruktur alleine nicht stemmen.