Gesundheit

5G in Österreich – so gefährlich ist neue Technologie

Die 5. Mobilfunkgeneration verspricht schnellstes Internet mit ungeahnten Vorteilen. An die Auswirkungen denkt aber keiner. Der Experte im Talk.

Sabine Primes
Die großen Mobilfunkbetreiber in Österreich bieten 5G bereits an – inklusive Geräte. Denn nicht jedes Smartphone ist bis dato 5G-fit. (Symbolbild). 
Die großen Mobilfunkbetreiber in Österreich bieten 5G bereits an – inklusive Geräte. Denn nicht jedes Smartphone ist bis dato 5G-fit. (Symbolbild). 
Getty Images/iStockphoto

Österreich steuert auf das 5G-Zeitalter zu. 5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration und ist damit direkter Nachfolger der derzeitigen 4G-Technologie. In zwei Ausbaustufen soll 5G in Österreich etabliert werden. 2019 begann die erste. Für Verbraucher bedeutet die Technik ein deutlich schnelleres mobiles Internet. Das eröffnet neue Möglichkeiten hinsichtlich Datenmengen, Datengeschwindigkeit, Netzkapazität und Reaktionszeit. Beispielsweise bessere Netzstabilität bei Großveranstaltungen, Smart-Home-Technologien, besseres Streaming, selbst fahrende Autos, die Steuerung von Maschinen oder Unterhaltungsanwendungen. 

Neben dem Hauptargument der viel höheren Datenschnelligkeit, hat 5G jedoch eine kürzere Reichweite, weil sich die elektromagnetischen Wellen im höheren Gigahertz-Bereich bewegen als bei 2G bis 4G. Dabei gilt: Je höher die Frequenz, desto geringer die Reichweite. Daher braucht es mehr Funkzellen, um dasselbe Gebiet abzudecken. Diesbezüglich soll Österreich in den nächsten Jahren aufgerüstet werden. Bedeutet das mehr Strahlenbelastung und gesundheitliche Risiken?

Wie wirkt Handystrahlung auf den Körper?

Mobilfunkstrahlung ist elektromagnetische Strahlung und gehört zur hochfrequenten Sorte. Aber anders als Röntgenstrahlung oder Radioaktivität reicht die Energie nicht aus, um die DNA unserer Zellen direkt zu beschädigen. Dennoch ist sie umstritten, weil sie in den Körper eindringt. Je niedriger die Frequenz, desto tiefer dringen die Strahlen ein. Bei einer Frequenz von weniger als einem Gigahertz sind es wenige Zentimeter, ab mehr als 10 nur noch wenige Millimeter. Da 5G-Handystrahlung höhere Frequenzen nutzt, bedeutet das: Sie dringt weniger tief in den Körper ein als frühere 2G- oder 3G-Strahlung.

Aktuell liegen die 5G Frequenzen liegen im Bereich von Frequenzen zwischen 600 MHz (Megahertz) und 3,4 bis 3,5 GHz (Gigahertz). Im Zuge der zweiten Ausbaustufe, die 2025 starten soll, sollen Frequenzen im Bereich von 24 GHz und 27 GHz und jenseits der 40 GHz liegen – also im Millimeterwellenbereich. Gerade in diesem Bereich sind große Datenmengen besser übertragbar.

    Der direkte Vorgänger war das Redmi 10C, das erst Mitte 2022 erschienen war und das hierzulande kaum Bekanntheit erlangte. Erwartbar war dabei, dass sich die ...
    Der direkte Vorgänger war das Redmi 10C, das erst Mitte 2022 erschienen war und das hierzulande kaum Bekanntheit erlangte. Erwartbar war dabei, dass sich die ...
    Rene Findenig

    "Erhebliche Wissenslücken"

    "Es gibt erhebliche Wissenslücken hinsichtlich der Auswirkungen von Millimeterwellen, die bei 5G verwendet werden", hält Umweltmediziner Hans-Peter Hutter im Gespräch mit "Heute" fest. Bereits 2018 mahnte Hutter zu einer so genannten Technologiefolgenabschätzung. Nicht nur hinsichtlich der Strahlung auf den Körper, sondern auch den Auswirkungen auf gesellschaftlicher und sozialer Ebene. Was tut eine smarte Technologie mit unserer Arbeitswelt? Mit unserer Psyche?

    Macht 5G krank?

    Seit der Erfindung des Handys und Smartphones gibt es aber auch Diskussionen darüber, welchen Effekt die Mobilfunkstrahlung auf den Menschen hat. Bei 5G ist die Frage wieder aktueller denn je. Krebs, Unfruchtbarkeit und mehr – dafür soll 5G verantwortlich sein. Ist da was dran?

    Die Studienlage dazu ist nicht eindeutig. 2011 hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Organisation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Mobilfunkstrahlung als potenziell krebserregend eingestuft. Das bedeutet aber nur, dass diese Strahlungsart Krebs auslösen kann, aber nicht muss. Obwohl man auf einen Wissensschatz vergangener Technologien zurückgreifen kann, sei eine neue nie hundertprozentig mit einer alten vergleichbar, so der Experte.

    "Das bedeutet nicht, dass jeder einen Gehirntumor bekommen wird, aber aus wissenschaftlicher Sicht ist Vorsicht angesagt", erklärt Hutter. "Man kann sich bei einer neuen Technologie nicht nur die Rosinen herauspicken und die negativen Seiten ignorieren. Wer hätte vor 20 Jahren absehen können, welche Auswirkungen das Smartphone und die sozialen Medien auf uns haben werden? Jetzt kämpfen wir mit den Folgen". 5G wird laut dem Experten die Folgen problematischer Verwendung noch weiter verschärfen – Stichwort Handysucht, Gaming-Sucht und damit einhergehend körperliche und psychische Probleme. "Die Corona-Pandemie war hier nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was uns dann erwartet", prognostiziert Hutter.

    Massiver Einfluss auf die Gesellschaft

    5G nur auf seine Strahleneffekte zu reduzieren, greife viel zu kurz. Es werde einen massiven Einfluss auf die Gesellschaft haben. Er mahnt zu einem umsichtigen Umgang mit neuen Technologien. "Was es hier braucht, ist Vorbereitung. Flankierende Maßnahmen, die uns zur Verfügung stehen, wenn 5G dann in vollem Umfang etabliert ist, um mit den Folgen umgehen zu können – in jedweder Hinsicht. Wenn die Technologie erstmal läuft, ist es zu spät. Dann hinken wir ewig hinterher."

    Nur zuzusehen und nichts zu machen sei ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die schon viele Technologien und deren negative Auswirkungen erlebt habe. "Hat sollte meinen, dass man im Laufe der Zeit dazugelernt hat – aber offensichtlich nicht." Es liege an der Politik, hier aktiv zu werden und prophylaktische Maßnahmen zu treffen. 

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