Gesundheit

Frau verliert nach Einnahme von Medikamenten alle Zähne

Natalie Lacasse bekommt nach einem Autounfall ein Schmerzmittel verschrieben, das sie oft erbrechen lässt. Jahre später hat sie keine Zähne mehr. 

Sabine Primes
Häufiges Erbrechen und Zähneputzen ruinierten Natalie Lacasses (Bild) Zähne.
Häufiges Erbrechen und Zähneputzen ruinierten Natalie Lacasses (Bild) Zähne.

Natalie Lacasse aus Vancouver (Kanada) hat mit ihren jungen 24 Jahren bereits alle Zähne durch Prothesen ersetzt, lässt sich davon aber nicht ihr Lächeln verderben. Die Kanadierin leidet unter chronischen Schmerzen, seit bei ihr im Alter von zwölf Jahren eine temporomandibuläre Störung, eine Funktionsstörung des linken Kiefergelenks, diagnostiziert wurde.

Leben mit Stigma

Mit 18 landet Lacasse nach einem Autounfall im Spital. Sie erleidet einen Muskelriss und bekommt das endzündungshemmende Schmerzmittel Naproxen verschrieben. Sie soll es zwei Wochen lang einnehmen, aber das Medikament verursacht ihr Magengeschwüre – was dazu führt, dass sie sich fünf Monate lang ununterbrochen übergeben muss. Nach jedem Mal Erbrechen putzt sich die junge Frau die Zähne – ein folgenschwerer Fehler. Denn damit schadet sie dem durch die Magensäure angegriffenen Zahnschmelz noch mehr. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, den Mund einfach mit klarem Wasser auszuspülen. 

Sieben Jahre später, im Alter von 19 Jahren, hatte sie als Folge von Medikamenten, die sie einnahm, alle ihre Zähne verloren und bekam daraufhin eine Prothese. "Im Laufe der Jahre wurde ich immer wieder mit der Stigmatisierung und der Annahme konfrontiert, dass ich mich entweder nicht um mich selbst kümmere oder aufgrund meiner Zähne Drogen konsumiere, und das hat sich wirklich auf meine psychische Gesundheit ausgewirkt", so Lacasse.

Lieber ohne Gebiss

Bisher hat Lacasse über 4.500 Euro für ihre Zähne ausgegeben. Da ihr ihr derzeitiges Gebiss Schmerzen verursacht, dient es "rein ästhetischen" Zwecken. Richtig essen kann sie damit nicht und sie hat Schwierigkeiten, richtig zu sprechen. "Ich trage meine Prothese nie. Nach etwa einer Stunde werden die Kopfschmerzen, die ich täglich bekomme, zu einer Migräne, so dass ich sie nur noch als Requisite oder für Fotos trage." Jetzt wartet Natalie aufgrund ihres leicht unterentwickelten linken Kiefergelenks auf eine spezielle Prothese.

"Manchmal vergesse ich, dass es nicht normal ist, und ich lächle jemanden an oder spreche mit einem Kassierer, ohne dass mein Gebiss drin ist, und die Leute sehen entweder aus, als hätten sie ein Gespenst gesehen, oder sie schauen nicht von meinem Mund weg", sagt Natalie. "Im Moment ist mir das nicht so wichtig, denn ohne mein Gebiss habe ich viel weniger Schmerzen, und ich möchte keine Schmerzen haben, damit sich andere wohl fühlen." Jetzt versucht sie einfach, "Humor und Licht" in die Situation zu bringen, indem sie ihre traumatische Geschichte – und ihr Lächeln – mit ihren 16.800 Followern auf TikTok teilt.

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