Gesundheit

Neue vibrierende Pille lindert chronische Verstopfung

"Vibrant" funktioniert ganz ohne Chemie: Durch Vibrationen wird die Peristaltik des Dickdarms stimuliert und so der Stuhlgang erleichtert.

Sabine Primes
Durch Vibrationen wird der Dickdarm zur Arbeit stimuliert – ganz ohne Chemie.
Durch Vibrationen wird der Dickdarm zur Arbeit stimuliert – ganz ohne Chemie.
vibrantgastro.com

Wie oft der Darm entleert wird, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Manche Menschen haben täglich Stuhlgang, andere müssen nur alle paar Tage. Laut Experten gilt alles als normal, was zwischen dreimal täglich und dreimal pro Woche liegt. Hat man weniger als drei Mal pro Woche Stuhlgang, spricht die Medizin von chronischer Verstopfung. Betroffene neigen zu hartem, trockenem Stuhl, der Schmerzen und Blähungen verursachen kann.

Tipps und Hausmittel gegen Verstopfung: Viel Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung, Füll- und Quellmittel (wie Leinsamen), Ruhe beim Essen, gut kauen, ausreichend trinken, Stress vermeiden, regelmäßige Entspannung, Stuhlgang nicht unterdrücken, morgens ein Glas Wasser auf nüchternen Magen, morgendliche Bauchmassage.

Für Menschen, die mit chronischer Verstopfung zu kämpfen haben, gibt es eine neue, medikamentenfreie Möglichkeit, die Verdauung wieder in Gang zu bringen. Es handelt sich um eine neuartige Kapsel in der Größe einer normalen Pille, die nach dem Schlucken keine Wirkstoffe freisetzt, sondern den Dickdarm durch Vibrationen anregt. Die Kapseln mit dem Namen "Vibrant" wurden im August von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassen.

So wirkt "Vibrant"

Im Gegensatz zu verschreibungspflichtigen Medikamenten gegen Verstopfung, die im Dünndarm wirken, wirken die Vibrant-Kapseln im Dickdarm – also dort, wo die Probleme entstehen. Das Konzept der Behandlung besteht darin, dass jeden Tag vor dem Schlafengehen eine vibrierende Pille eingenommen wird. Sie durchläuft dann denselben Weg wie die Nahrung, nämlich den Magen und den Dünndarm, und erreicht schließlich nach etwa 14 Stunden den Dickdarm. Dort beginnt sie zu wirken. Die Tablette stimuliert spezielle Nervenzellen im Darm, die helfen, wellenförmige Muskelkontraktionen auszulösen, die die Nahrung durch den Darm befördern.

Die Kapsel vibriert nach einem 3-Sekunden-Muster: Drei Sekunden an, drei Sekunden aus. Vor der Einnahme wird jede Kapsel in einem kleinen Behälter aktiviert, der sie einschaltet. Nach dem Schlucken ist sie etwa zwei Stunden lang aktiv, wird dann für etwa sechs Stunden still und aktiviert sich dann wieder für weitere zwei Stunden. Schließlich, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hat, wird sie beim Stuhlgang ausgeschieden. 

1/7
Gehe zur Galerie
    <strong>Grapefruit:</strong>&nbsp;Zum Frühstück eine Grapefruit auszulöffeln, macht dich zwar wach, kann aber auch deine Speiseröhre reizen.
    Grapefruit: Zum Frühstück eine Grapefruit auszulöffeln, macht dich zwar wach, kann aber auch deine Speiseröhre reizen.
    istock

    FDA-geprüft

    Nach Angaben des Herstellers Vibrant Gastro, bestehen die Kapseln aus einem Material in medizinischer Qualität, das auch für die Pillen-Kameras verwendet wird, die Gastroenterologen seit 15 Jahren einsetzen. Um die FDA-Zulassung zu erhalten, musste Vibrant nachweisen, dass die Pillen keine giftigen Stoffe enthalten und dass sie z.B. der Kraft eines Bisses standhalten, falls jemand sie versehentlich beißt. Das Unternehmen musste auch nachweisen, dass die Kapseln keine bestimmten Risiken bergen, z.B. Infektionen verursachen, Gewebe reizen, andere elektronische Geräte stören, stecken bleiben oder gar nicht funktionieren. 

    Kein Heilmittel

    Heilmittel ist die Kapsel aber keines. Wer dauerhaft unter Verstopfung leidet, muss dies beim Arzt abklären lassen, da gegebenenfalls andere Ursachen dahinterstecken könnten (schlechte Ernährung, Medikamente, bewegungsarmer Lebensstil, organische Ursachen, etc.).

    Studie belegt geringe Nebenwirkungen

    In einer kleinen klinischen Studie wurden 349 Personen mit chronischer Verstopfung in zwei Gruppen eingeteilt: 200 Personen, die acht Wochen lang täglich die vibrierenden Kapseln einnahmen, und 149, die eine ähnliche Pille schluckten, die nicht vibrierte.

    Die Personen, die die Vibrant-Pillen einnahmen, berichteten von häufigerer und vollständiger Darmentleerung als jene mit dem Placebo. Etwa 40 Prozent der Gruppe, die die Vibrant-Tabletten einnahm, berichtete über mindestens einen zusätzlichen Stuhlgang pro Woche, verglichen mit etwa 23 Prozent der Placebo-Gruppe. Außerdem berichteten sie über einen weicheren Stuhlgang und weniger Blähungen.

    Die meisten Probanden hätten die Vibration der Kapsel nicht gespürt, ein paar aber schon. "Eine Minderheit konnte es spüren", sagte Dr. Eamonn Quigley, Leiter der Gastroenterologie am Houston Methodist Hospital. "Aber keiner von ihnen empfand es als unangenehm." Die Probanden, die die Vibrant-Kapseln einnahmen, berichteten über keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. In der Placebogruppe wurden mehr Verdauungsstörungen gemeldet als in der Vibrant-Gruppe: 9,4 Prozent bzw. 6,5 Prozent.