Gesundheit

Richtige Darmflora macht aus Faulenzern Sportfans

Im Experiment setzten die Forscher faulen Mäusen die Darmflora aktiver Artgenossen ein und vernichtete sie bei bewegungsfreudigen Nagern – mit Erfolg.

Sabine Primes
Vor allem die Darmbakterien "Eubacterium rectale" und "Coprococcus eutactus" stellten sich als Sport-Antreiber heraus. Je mehr sich davon in der Darmflora befanden, desto aktiver wurden die Nager. 
Vor allem die Darmbakterien "Eubacterium rectale" und "Coprococcus eutactus" stellten sich als Sport-Antreiber heraus. Je mehr sich davon in der Darmflora befanden, desto aktiver wurden die Nager. 
iStockphoto.com; Collage: heute.at

Die Motivation zur körperlichen Betätigung kommt möglicherweise nicht nur aus dem Gehirn, sondern auch aus dem Darm.  Eine Studie an Mäusen zeigt, dass bestimmte Darmbakterien die Ausschüttung von Dopamin bei körperlicher Aktivität erhöhen können, was die Motivation fördert. Über die Studie wird in "Nature" berichtet. Ein Forscherteam der US-University of Pennsylvania wollte die körperlichen Faktoren ermitteln, weshalb sich manche Mäuse mehr im Laufrad bewegen und manche wenig bis gar nicht.

Die Wissenschaftler konnten spezifische mikrobielle Moleküle ausfindig machen, die die Aktivität der Nagetiere, zu laufen – und weiterzulaufen – anregen. Die Arbeit zeigt, wie wichtig das Mikrobiom (Darmflora) für die körperliche Betätigung ist, und stellt eine neue Verbindung zwischen Darm und Gehirn her. Es wird spekuliert, dass die trainingsfördernden Befehle der Mikroben eines Tages in Tabletten verpackt werden könnten, die Menschen einnehmen könnten.

Die wichtige Rolle der Darmflora

In einem Experiment vernichteten die Wissenschaftler die Darmflora bewegungsfreudiger Mäuse durch Antibiotika. Es zeigte sich, dass sich die Antibiotikabehandlung auf die Gehirne der ehemals aktiven Mäuse auswirkte. Die Aktivität bestimmter Hirnareale nahm ab, ebenso wie der Dopaminspiegel, ein Neurotransmitter, der mit dem "Runner's High" in Verbindung gebracht wird – jenem Gefühl des Wohlbefindens, das sich bei längerer sportlicher Betätigung einstellt.

Das Team fand auch heraus, dass "keimfreie" Mäuse, denen Darmbakterien fehlen, aktiver werden, wenn sie einige der Darmmikroben von kräftigen Mäusen erhalten. Es scheint, dass diese Bakterien ein Signal aussenden, das ein Enzym stört, das für den Abbau von Dopamin im Gehirn verantwortlich ist, wodurch es sich im Belohnungszentrum des Gehirns anreichert.

1/11
Gehe zur Galerie
    Der <strong>Weihnachtsbraten </strong>mit&nbsp;Knödeln, Rotkohl und Soße kommt auf 1730 kcal. Doch nach <strong>drei Stunden Nordic Walking</strong> gehören diese wieder der Vergangenheit an.&nbsp;<br>
    Der Weihnachtsbraten mit Knödeln, Rotkohl und Soße kommt auf 1730 kcal. Doch nach drei Stunden Nordic Walking gehören diese wieder der Vergangenheit an.
    Getty Images

    "Eubacterium rectale" und "Coprococcus eutactus"

    Vor allem die Darmbakterien "Eubacterium rectale" und "Coprococcus eutactus" stellten sich als Sport-Antreiber heraus. Je mehr sich davon in der Darmflora befanden, desto aktiver wurden die Nager. Laut den Forschern produzieren die beiden Bakterienarten sogenannte Fettsäureamide (FAA). Sie lösen Signale aus, die bis ins Gehirn dringen und dort das Glückshormon Dopamin freisetzen. Damit konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass Aktivität bei Mäusen mit Bewegungsdrang einen deutlich stärkeren Dopaminschub im Gehirn auslöst als bei ihren unmotivierten Artgenossen.

    Selbe Wirkung beim Menschen?

    Lässt sich diese Schlussfolgerung so einfach auf den Menschen übertragen? Die Forscher weisen darauf hin, dass sich die Muskelstruktur und die Biochemie von Nagetieren von denen des Menschen unterscheiden – wie auch ihre Aktivitätsmuster. Dennoch haben Studien ergeben, dass Marathonläufer hohe Werte einer bestimmten Darmmikrobe aufweisen, was auf einen Zusammenhang mit körperlicher Betätigung beim Menschen schließen lässt.