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Eiszeit, Hunger – Studie zeigt Folgen eines Atomkrieges

Ein Forscherteam aus den USA hat nun Szenarien ausgemalt, was tatsächlich die Folgen einer nuklearen Explosion wären – sie sind beängstigend.

Die Gefahr eines Atomkriegs ist seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts höher als je zuvor.
Die Gefahr eines Atomkriegs ist seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts höher als je zuvor.
Christophe Gateau / dpa / picturedesk.com

Die Bedrohung durch einen Atomkrieg ist seit dem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Ein Team von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen US-Universitäten hat nun Computersimulationen mit Klimamodellen erstellt – was passieren würde, wenn in der heutigen Welt Atombomben hochgehen würden, ist schlichtweg furchtbar.

Die in der Fachzeitschrift AGU Advances veröffentlichte Studie beschreibt dabei die Folgen aller möglichen Atomkrieg-Szenarien. Vom regionalen Konflikt bis zum nuklearen Schlagabtausch zwischen Russland und den USA, bei dem etwa 4400 100-Kilotonnen-Atomwaffen gegen Metropolen und Industriegebiete der jeweils anderen Seite eingesetzt würden. 149 Milliarden Kilogramm Rauch und schwarzer Kohlenstoff würden dann in die obere Atmosphäre ausgestossen, dadurch würden die Sonnenstrahlen blockiert. Innerhalb eines Monats würde dies zu einem globalen Temperatursturz von 7,2 °C und schließlich zu Ernteausfällen führen. Millionen oder sogar Milliarden Menschen könnten verhungern.

Sterben die Algen, sterben die Ozeane aus

Die Ozeane könnten noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden, denn die Auswirkungen eines nuklearen Konflikts könnten Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, andauern. Der Planet würde dann in eine "kleine, nukleare Eiszeit" stürzen: Die Meerestemperaturen würden drastisch sinken, insbesondere in den nördlichen Weltmeeren. Wichtige Häfen wie Peking, Kopenhagen und St. Petersburg würden zufrieren, was den Welthandel stark belasten würde.

Auch für die Meereslebewesen wären die Bildung dicker Eisschichten und der Mangel an Sonnenlicht katastrophal, da es zu einem Massensterben von Meeresalgen kommen würde. Da Algen einen großen Teil des marinen Nahrungsnetzes ausmachen, würden auch all die Organismen und Tiere sterben, die in der Nahrungskette über ihnen stehen.

Egal, wer wen bombardiert – die Folgen sind global

Die verheerenden Auswirkungen würden weltweit spürbar sein – unabhängig davon, wo und von wem die Atombomben gezündet wurden, erklärt Cheryl Harrison, Forscherin an der Louisiana State University und Hauptautorin der Studie, via Twitter. "Sobald der Rauch in die obere Atmosphäre aufsteigt, breitet er sich global aus und wirkt sich auf alle aus", so Harrison.

Derzeit gibt es weltweit etwa 13.000 Atomwaffen, die sich auf neun Länder verteilen. Die überwältigende Mehrheit der Sprengköpfe befindet sich in den Händen der USA und Russlands, während etwas mehr als 1000 von Frankreich, China, Großbritannien, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea gehalten werden.

Die Ergebnisse der Simulationen sind eindeutig: "Wir müssen alles tun, um einen Atomkrieg zu vermeiden. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Effekte für alle katastrophal sind", warnt Cheryl Harrison zum Schluss.