Christian B. gilt als der Haupt-Tatverdächtige im Fall der 2007 in Portugal verschwundenen Madeleine McCann – die Staatsanwaltschaft Braunschweig ist davon überzeugt, dass der heute 48-Jährige das Mädchen vergewaltigt und anschließend getötet hat.
Seit mehreren Jahren sitzt B. wegen eines anderen Delikts im Knast: 2019 hatte ihn das Landgericht Braunschweig wegen der Vergewaltigung einer 72-jährigen US-Amerikanerin zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt. Laut Informationen der "Bild" ist B. frei, wenn die Staatsanwaltschaft Braunschweig keinen Haftbefehl in Sachen Maddie gegen ihn erwirkt.
B. hat aber noch eine Geldstrafe von 1446 Euro offen, über die er offenbar nicht verfügt. Diese Rechnung müsste er bis Haftaustritt beglichen haben, ansonsten drohen weitere 56 Tage Haft, in diesem Fall auch "Ersatzfreiheitsstrafe" genannt. Doch diese wird B. wohl nicht antreten müssen, denn eine anonyme Spenderin soll die Rechnung bereits bezahlt haben.
Laut B.s Anwalt Friedrich Fülscher will sich der Sexualstraftäter nach seiner Haftentlassung in Schleswig-Holstein niederlassen. "Sylt hat ihm schon in der Vergangenheit gut gefallen." 2007 und 2008 hatte B. auf der Insel im großen Stil mit Marihuana gedealt, das er zuvor im brandenburgischen Oranienburg gekauft hatte.
Zuvor war spekuliert worden, dass sich B. nach seiner Haftentlassung ins Ausland absetzen könnte – denn in Deutschland wird wegen der verschwundenen Maddie weiter gegen ihn ermittelt. B. hatte in einem aus der Haft geführten Interview mit dem TV-Sender RTL selbst gesagt, ins Ausland fliehen zu wollen. Dann würde er sich ein "ordentliches Steak mit einem Bier" gönnen.
Der Fall "Maddie" hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten ungelösten Kriminalfälle der Geschichte entwickelt: In dem beschaulichen Badeort an der Algarve war Madeleine am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus einer Ferienanlage verschwunden, während ihre Eltern in einem Restaurant essen waren. Die Ermittler vermuten, dass das Mädchen entführt und ermordet wurde. Suchen nach ihrem Leichnam und Ermittlungen blieben bisher erfolglos.