Eskalation im Nahen Osten

"Habe Angst, schlafe schlecht" – Ex-ORF-Star in Israel

Der ehemalige ORF-Korrespondent Ben Segenreich schildert den Alltag in Israel – ein Leben dominiert von Bombenwarnungen.
Michael Pollak
16.06.2025, 17:51
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Krieg wird nie zur Normalität, auch nicht für einen Profi. "Heute" erreichte den ehemaligen ORF-Korrespondenten Ben Segenreich in seinem Haus in Israel: "Auch ich habe Angst, ich schlafe schlecht und sorge mich um die Zukunft." Dann sagt er noch: "Aber ich persönlich denke – wie die meisten -, wir müssen diesen Preis zahlen, um die Atombomben der Iraner zu verhindern – die meinen es ernst."

Krisenherd Naher Osten. Seit Freitag bekriegen sich Israel und der Iran. Israel startete den Angriff, um – laut eigenen Aussagen – zu verhindern, dass der Iran ein Atomwaffen-Arsenal aufbaut. Der Mullah-Staat hätte bereits die Kapazitäten für bis zu zehn dieser Massenvernichtungswaffen. Es ist kein Geheimnis: Der Iran kündigte mehrmals an, Israel, die einzige Demokratie der Region mit aller Kraft vernichten zu wollen.

Iran zielt auf dicht besiedeltes Gebiet

Israel greift mit Präzisionswaffen an, zerstört Atomanlagen und tötet führende Militärs und Atomwissenschaftler. Der Iran kontert mit ballistischen Raketen – zielt auf dicht besiedeltes, ziviles Gebiet. In Tel Aviv und Haifa – zwei Metropolen am Mittelmeer – heulen pausenlos die Sirenen.

Segenreich lebt immer noch in Israel, nahe an Tel Aviv. "Drei Nächte schon werden wir immer wieder aus dem Bett geholt, dann laufen wir in die Schutzräume." Die Sirenen heulen los, auf Handys piepsen Warnhinweise – dann stürmen die Menschen in die Schutzräume – Angst und Ungewissheit prägen den Alltag.

Süßigkeiten und Spiele

Zeit für Vorbereitungen blieben den Israelis kaum. Die Warnung, man solle die Schutzräume vorbereiten, kam spät. "Aber die Leute verfallen nicht in Panik. In den Supermärkten gibt es etwas längere Warteschlangen als sonst, man überlegt, was man verstärkt einkaufen soll. Wasser gehört sicherlich dazu, wie auch Süßigkeiten und Spiele für die Kinder."

"Wo ist der nächste Schutzraum?"

Im Schutzraum bleibt man eine halbe Stunde nachdem die letzte Rakete entweder eingeschlagen ist oder abgefangen wurde, "man muss so lange warten, falls noch Fragmente der Waffen herunterfallen – auch ein kleiner Teil einer Rakete, kann einen töten", sagt Segenreich zu "Heute" nach einer weiteren langen Nacht.

"Man weiß nicht, wann der nächste Alarm losgeht, rechnet aber jederzeit mit der Sirene", beschreibt der Journalist. Sobald man das Haus verlässt, kreisen sich die Gedanken unter anderem immer um die Frage, "wo ist der nächste Schutzraum – man überlegt schon vorher, wo man sich im Notfall verstecken könnte."

Ben Segenreich beschreibt ein Land im Krisenmodus: "Alles steht. Die meisten Arbeitsstätten sind geschlossen, Schulen sowieso, Menschenansammlungen sind verboten. Auch der Flughafen bleibt geschlossen – bis zu 100.000 Israelis sind im Ausland gestrandet."

"Es sind Terror-Waffen"

Die Geschosse der Iraner werden vom Abwehrschild zu 90 Prozent abgefangen, sagt Ben Segenreich, "aber auch die zehn Prozent können verheerenden Schaden anrichten. Es sind Terrorwaffen – sie können nicht präzise in bestimmte Ziele einschlagen, sondern sie steuern wahllos Häuser in Israel an." Es kommt zu mehreren zivilen Toten.

Zum Schluss sagt uns Ben Segenreich: "Ich bin angespannt und übermüdet. Aber ich denke, das muss man durchsitzen – ich habe Hoffnung, dass es besser wird. Zuerst muss man ihnen die Bombe aus der Hand schlagen."

Iran hat noch 2.000 Raketen

Laut israelischen Medienberichten sind bisher etwa 350 Raketen auf Israel abgefeuert worden, der Iran verfügt schätzungsweise noch über rund 2.000.

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