"Ich trainiere, damit ich eines Tages mit meiner Frau zusammen duschen kann", schreiben unzählige Tiktoker, während sie sich dabei filmen, ihre Hände in scheinbar kochendes Wasser zu tauchen, oder sich aufwärmen, bevor sie sich in die Dusche wagen. In den Kommentaren kennt man das Phänomen, dass viele Frauen deutlich heißer duschen als Männer: "Mein Mann hat mich gefragt, ob ich für die Hölle trainiere", schreibt eine Userin unter einen der Clips. "Wenn das Wasser meine Haut nicht verbrennt, bin ich dann überhaupt sauber?", fragt eine andere.
Wie kommt es, dass Frauen in einer Dusche mit Normaltemperatur scheinbar frieren, während es vielen Männern schnell zu heiß wird? Gleich mehrere Gründe kommen hier zusammen.
Eine große Rolle spielt die Muskelmasse: Frauen haben im Vergleich zu Männern im Durchschnitt einen höheren Körperfettanteil und einen niedrigeren Anteil an Muskelmasse. Muskeln sind essenziell dabei, Wärme im Körper zu erzeugen - selbst, wenn du nur sitzt, ist dir mit Muskeln durch den erhöhten Grundumsatz wärmer. Kleiner Tipp am Rande: Wenn du ständig frierst, unterstützt Krafttraining deinen Körper auf Dauer dabei, langsamer auszukühlen.
Was außerdem Einfluss hat, ist die leicht höhere Kerntemperatur, die Frauen haben. Dafür sind einerseits Hormone verantwortlich. Progesteron erhöht die Körperkerntemperatur nach dem Eisprung. Gleichzeitig verengt Östrogen bestimmte Blutgefäße und verringert die Durchblutung, wodurch Hände und Füße kälter werden. Auch die Wärmeregulation läuft anders ab als bei Männern. Der weibliche Körper hält das Innere warm und gibt weniger Wärme an die Haut ab, wodurch die Hauttemperatur niedriger ist.
Durch die leicht höhere Kerntemperatur fühlt sich ein kühler Raum für Frauen noch kühler an. Eine Studie fand heraus, dass Männer eine Raumtemperatur von etwa 22 Grad am angenehmsten finden - Frauen bevorzugen satte 25 Grad.
Unabhängig davon, ob du männlich oder weiblich bist: Wenn du zu den Extra-Warmduschern gehörst, solltest du dich besser umgewöhnen. Dermatologe Dr. med. Malte Schmelter sagt: "Wir haben eine Lipidschicht auf der Haut - eine Art Fettfilm, der die Haut vor äußeren Einflüssen schützt." Wenn du längere Zeit mit heißem Wasser duschst, setzt du dieser schützenden Schicht laut Hautarzt stark zu. "Die Haut ist dann angreifbarer. Personen, die ohnehin zu Ekzemen oder Rötungen neigen oder eine empfindliche Haut haben, sollten daher besonders darauf achten, die Lipidschicht intakt zu lassen."