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Marathon-Mann Engelhart: "Wien ist Everest-Training"

Heute Redaktion
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Von der Antarktis über Wien zum Mount Everest! Günter Engelhart ist kein Marathon zu exotisch. "Heute" traf den "Seven-Continents-Man".

Günter Engelhart ist kein Marathon zu exotisch! Der 56-Jährige absolvierte die 42,195 Kilometer schon auf allen sieben Kontinenten – und nützt am Sonntag das Rennen in Wien als ein spezielles Training. "Es ist für mich die Vorbereitung für den Marathon am Mount Everest", verrät er "Heute". Was hat es mit dem "Kontinente-Sammeln" auf sich? Wo gibt es die schönsten Läufe, was waren die extremsten Erlebnisse? Und was hat der Vienna City Marathon im internationalen Vergleich zu bieten? Hier das ausführliche Interview.

"Heute": Herr Engelhart, wie kommt man auf die Idee, Marathons auf allen sieben Kontinenten zu bestreiten?

Günter Engelhart: "Ich werde heuer 57, habe mit 38 mit den Marathons begonnen. Es macht also Spaß, aber ich gewinne nichts. Ich wollte also Marathons erleben, bei denen der Lauf im Mittelpunkt steht, nicht die Strecke. Ich habe auf Hawaii meinen ersten Auslands-Marathon bestritten, bin dann auf der Chinesischen Mauer gestartet und in Chile beim Vulcano Marathon. Dort habe ich vom 'Seven Continents Marathon Club' gehört. So ist die Idee entstanden."

"Heute": Seither sind Sie auf allen Kontinenten gestartet. Was waren die Highlights, die extremsten Erlebnisse?

"Jeder Marathon ist irgendwie ein Highlight. Auf der Chinesischen Mauer muss man 5.164 Stufen bewältigen. In Chile lief ich auf 4.000 Metern Seehöhe, musste mich vorher in einer Höhenkammer in Wien vorbereiten. Im Outback in Australien ist die Landschaft beim Ayers Rock unglaublich. In der Antarktis hat es am Tag vor dem Lauf geschneit. Es hatte minus 16 Grad, wir sind bis zu den Knöcheln im Schnee eingesunken."

"Heute": Wie bereitet man sich auf einen Marathon in der Antarktis vor? Muss man da anders vorgehen als bei anderen Läufen?

"Eigentlich reicht das normale Ausdauer-Training. Entscheidend ist die Laufkondition und das Gewand. Ich hatte am Oberkörper drei Schichten an, an den Beinen zwei, an den Füßen normale Goretex-Trailrunning-Schuhe. Wichtig ist, dass der Wind nicht durch das Gewand geht, wenn man schwitzt. Man hat dort aber immer das Gefühl, zu viel oder zu wenig anzuhaben. Je nach Windrichtung."

"Heute": Wie werden die Teilnehmer in der Antarktis versorgt?

"Es gibt ein Zeltlager bei einer Expeditions-Station. Wir haben in Doppelwand-Zelten geschlafen, die sich bei Sonne auf bis zu 15 Grad erwärmen. Es gibt Container für Toiletten und Duschen, das ist dort Luxus pur. Sogar mit Warmwasser, das mit Solarstrom produziert wird. Nur 53 Teilnehmer können dort bei einem Marathon starten, quasi eine Flugzeugladung voll."

"Heute": Kosten diese Marathon-Reisen nicht extrem viel Geld?

"Ich verbinde es auch mit einem Urlaub mit der Familie. Für die Antarktis habe ich etwa 15.000 Euro gezahlt, wobei die Kosten für jedes Rennen sehr verschieden sind. Insgesamt habe ich für das Sieben-Kontinente-Unternehmen etwa 100.000 Euro gezahlt."

"Heute": Von der Exotik zum Heim-Event: Was kann der Vienna City Marathon im Vergleich zu anderen Strecken?

"In der Heimat zu laufen, ist immer etwas Besonderes. Diesmal ist es für mich auch ein Trainingslauf unter Wettkampf-Bedingungen. Denn ich will im Mai beim Everest-Marathon starten und habe seit dem Lauf in der Antarktis nicht mehr die volle Distanz absolviert. Ich hoffe, die komplette Strecke gleichmäßig in einer Zeit unter vier Stunden zu absolvieren."

"Heute": Muss man sich auf Wien speziell vorbereiten? Wie sieht das Training aus?

"Ich habe hier meinen bisherigen Temperatur-Rekord erlebt. Als der Marathon noch im Mai stattgefunden hat, hatten wir einmal gut 34 Grad auf der Strecke. Grundsätzlich trainiere ich drei bis fünf Mal pro Woche, zwischen zehn und 32 Kilometer. Vor dem Start esse ich in der Früh maximal eine Portion Milchreis, dann versorge ich mich auf der Strecke. Nachher trinke ich gerne auch mal ein Bier im Ziel. Insgesamt achte ich auf eine bewusste Ernährung und esse nicht jeden Tag Fleisch. Denn wenn ich so essen würde, wie ich gerne wollte, schaffe ich keinen Marathon mehr." (lacht)

"Heute": Nach dem Wien-Marathon ist vor dem Mount Everest. Wie kann man sich das Rennen beim höchsten Berg der Welt vorstellen?

"Start ist am 29. Mai, dem Jahrestag der Erstbesteigung. Die Strecke geht vom Basislager auf 5.400 Metern hinunter auf 3.600 Meter, wobei einige Anstiege zu bewältigen sind. Die Akklimatisierung läuft so, dass man die Strecke vorher in neun Tagen hinauf geht. Ich vertrage die Höhenluft gut und freue mich schon sehr auf das Rennen."

"Heute": Was ist für die Zeit nach dem Everest-Marathon geplant?

"Einige Ideen habe ich noch. Es gibt einen Marathon am Nordpol, den ich gerne bewältigen möchte. Auch der Inka-Trail-Marathon in Peru über drei Berggipfel reizt mich. In Jordanien wäre der Petra-Desert-Marathon ein Ziel. Bis zu meinem 60. Geburtstag will ich mich noch austoben. Hauptsache, es ist ein Hauch von Exotik dabei. Stockholm, London oder Boston interessieren mich auch, aber das kann ich auch mit mehr als 60 Jahren machen."

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