Mehr als eine Drogenbeichte

Marco Wanda: "So wurde ich Alkoholiker"

Sein erstes Buch "Dass es uns überhaupt gegeben hat" ist mehr als eine Bandbiografie, es ist Beichte, Trauerbewältigung und Rock’n’Roll-Reise.
Heute Entertainment
19.08.2025, 06:00
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Sein erster Buchversuch erblickte nie das Licht der Welt, es war dem Kopf der Wiener Kult-Band Wanda damals nicht gut genug. Heute erscheint "Dass es uns überhaupt gegeben hat" (Zsolnay Verlag), ein Erstling, für den sich Michael Marco Fitzthum alias Marco Wanda wirklich nicht zu verstecken braucht. Darin gewährt der Musiker und Sprachkünstler sehr private Einblicke und beschreibt dabei auch sein Süchte und Verluste.

Als Student an der Angewandten war für den heute 38-Jährigen schon klar: "Ich entschied mich, derjenige zu sein, der am meisten trinkt", schreibt er. "So wurde ich Alkoholiker". Als er erstmals bemerkte, dass sein Trinken zum Problem wurde, versuchte sich der Sänger und Gitarrist an einem "Selfmade-Entzug. Der hatte keine Wirkung, aber in diesen drei Tagen verlor ich fast den Verstand und schrieb 'Ich will Schnaps'", blickt er in der Rock’n’Roll-Biografie mit Tiefgang zurück. "Ich nahm Drogen und trank, ging eine Beziehung ein, die unter anderem an meinem Alkoholismus scheiterte", beschreibt er schon die Zeit, bevor Wanda richtig groß wurde.

"Es war nicht unbedingt der Urknall"

Fast 15 Jahre Bandgeschichte schreibt Wanda so ehrlich nieder, dass es oft wehtut, aber auch tröstlich ist. So erfahren Fans, dass einige seine frühe Songtexte auf einer Toilette in einer kleinen Wohnung entstanden sind, in der er mit seiner ältesten Freundin lebte – lange bevor der Austro-Star wusste, dass sie für Wanda bestimmt sein sollten. Schonungslos erzählt er auch über die Hürden am Anfang seiner Karriere: "Es war nicht unbedingt der Urknall. Ich hatte keine Gesangstechnik und war deswegen sehr schnell heiser, und es tat weh."

Der Aufstieg zur Kult-Band wurde auch immer wieder durch gescheiterte Lieben des Frontmanns befeuert. "Ein Mädchen, in das ich sehr verliebt war, trennte sich nach wenigen Monaten von mir, und meine Produktivität explodierte daraufhin", erinnert er sich. So entstanden etwa an nur einem Wochenende  die Songs "Auseinandergehen ist schwer", "Jelinek" und "Meine beiden Schwestern". Die Erfolg des Debütalbums "Amore" vor zehn Jahren war nicht geplant. Es war ein Aufeinandertreffen von Kreativen, mit dem sie Musikgeschichte schrieben.

Schwerer Verlust

Auch den Verlust seines engen Freundes und Bandmitglieds, Keyboarder Christian Hummer,  beschreibt Wanda sehr berührend. "Christian war wie ein Magnet für Menschen", schildert er. Als er im September 2022 viel zu früh starb, war der Schmerz nicht in Worte zu fassen. Als er vom Ableben des jungen Musikers erfuhr, war er mit einem anderen Freund in einem Lokal. "Wir hielten uns an der Hand, und dann betranken wir uns jämmerlich."

Hummer hatte Wanda auch einen Spiegel vorgehalten, wenn dieser zu exzessiv lebte, wie etwa während einer gemeinsamen London-Reise. "Er hielt mir meinen Alkohol- und Drogenkonsum vor und hatte wohl recht damit, aber ich war damals nicht so weit, mir meine Probleme einzugestehen. Für ihn war das Leben kostbar und er warf mir vor, es mit Füßen zu treten", erzählt er traurig. "Da niemand wusste, wie krank er gewesen war, kam es für alle überraschend. Ich werde mich noch lange fragen, ob es überraschend für mich kam."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 19.08.2025, 10:08, 19.08.2025, 06:00
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