Bereits am Samstag herrschte dank Hoch Sieglinde in den Bergen Traumwetter, und auch am Sonntag geht es so weiter. Doch der Winter rückt näher und die ersten vorsichtigen Prognosen stehen bereit: Der Polarwirbel über der Arktis fällt dieses Jahr schwächer aus als üblich.
Das zeigen aktuelle Wettermodelle, wie unter anderem "The Weather Channel" aufzeigt. Dadurch kann arktische Kaltluft häufiger bis nach Mitteleuropa vordringen. Auch in Österreich sind damit längere Kältephasen möglich.
Normalerweise sorgt ein starker Polarwirbel für eine stabile Westströmung. Dabei gelangt milde und feuchte Luft aus dem Atlantik nach Europa. Wenn der Wirbel aber schwach ist, verändert sich der Verlauf dieser Höhenströmung. Sie wird unruhiger und schlägt große Wellen.
Dadurch kann kalte Luft aus dem Norden weit nach Süden fließen, während warme Luft aus dem Süden nach Norden gelangt. In Mitteleuropa führt das oft zu plötzlichen Wetterumschwüngen. Mal ist es äußerst frostig, dann wieder ungewöhnlich mild.
Der Polarwirbel ist ein Tiefdruckgebiet, das sich in großer Höhe über der Arktis bildet. Er reicht von der Troposphäre, der Schicht, in der sich das Wetter abspielt, bis in die Stratosphäre, die rund 50 Kilometer über der Erde liegt. In der Stratosphäre dreht sich ein mächtiger Ring aus kalter Luft gegen den Uhrzeigersinn um den Nordpol. Diese Zirkulation hält die Kälte normalerweise in den Polarregionen fest.
Wenn sich die Stratosphäre jedoch plötzlich erwärmt, kann der Polarwirbel instabil werden oder sich sogar teilen. Dann strömt arktische Kaltluft nach Süden. In der Meteorologie spricht man in diesem Fall von einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung. In den mittleren Breiten kann das Kältewellen auslösen, die mehrere Wochen andauern.
Ein solches Ereignis wurde zuletzt im Februar 2018 beobachtet. Damals kam es über der Arktis zu einer raschen Erwärmung der Stratosphäre. Der Polarwirbel spaltete sich, und sehr kalte Luft gelangte bis nach Europa. In mehreren Ländern fielen die Temperaturen deutlich unter null Grad.
In diesem Jahr deutet also vieles darauf hin, dass sich der Wirbel erneut abschwächt. Es wird laut dem Modell erwartet, dass der Winter erst relativ spät Einzug hält. Besonders im Jänner und Februar steigt dann die Wahrscheinlichkeit für frostige Wetterphasen.
Noch sind die Prognosen unsicher. Sicher ist aber: Der Zustand des Polarwirbels entscheidet darüber, ob der kommende Winter in Mitteleuropa mild oder eisig ausfällt. Ein starker Wirbel sorgt für ruhiges, eher mildes Westwindwetter. Ein schwacher Wirbel öffnet dagegen die Tür für arktische Luft und damit für einen Winter, der seinem Namen gerecht wird.