Der Österreichische Rundfunk (ORF) hat aufgrund einer neuen Regelung transparent machen müssen, wer die Top-Verdiener am Küniglberg sind. Insgesamt 74 Namen auf der Gagen-Liste verdienen dabei mehr als 16 Millionen Euro – "Heute" liegt die Liste vor.
Besonders brisant: Der ORF-Chef, Generaldirektor Roland Weißmann, ist dabei nicht an der Spitze der Gehaltspyramide zu finden. Stattdessen wird die Liste wie bereits im Vorjahr von der "Radiostimme der Nation" angeführt.
Ö3-Mann Robert Kratky bekommt für seine Dienste nämlich 473.000 Euro – das sind 28.000 Euro mehr als noch im Jahr zuvor. Der 51-Jährige ist allerdings nicht beim ORF angestellt, sondern freier Dienstnehmer.
Pius Strobl, Sicherheitsbeauftragter, liegt hinter Kratky an zweiter Stelle. Er verdient etwas mehr als 451.000 Euro. Generaldirektor Roland Weißmann komplettiert das ORF-Gehaltsstockerl mit einem Jahresverdienst von rund 427.000 Euro.
Vom ORF müssen dabei sämtliche Mitarbeiter ausgewiesen werden, die mehr als 170.000 Euro Jahresbruttogehalt beziehen. Diese Liste wird dann auch Medienminister und Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) präsentiert – und dieser hat die Liste bereits gesehen.
Und der neue Medienminister sieht die ORF-Führung hier klar "in der Verantwortung". So müsse sich der Spargedanke laut Babler auch in den Spitzengehältern niederschlagen – bedeutet im Klartext: die Top-Gehälter der ORF-Granden sollen gekürzt werden.
"Wenn der ORF über Sparen und Effizienz redet, sage ich: Bevor Leistungen gekürzt, Programme ausgedünnt und eingeschränkt oder junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt werden, erwarte ich mir Maßnahmen bei den Spitzengehältern. Hier ist die ORF-Führung ganz klar gefordert", stellt Medienminister Andreas Babler gegenüber "Heute" klar.
Und weiter: "Es ist klar, dass es marktkonforme Gehälter geben muss. Warum es aber beim ORF Spitzenverdienerinnen und –verdiener gibt, deren Gehalt höher ist als jenes des Bundespräsidenten, während gleichzeitig Leistungskürzungen für das Publikum in den Raum gestellt werden, ist nicht nachvollziehbar."
Stattdessen erwarte sich der Neo-Minister "mehr Transparenz bei den ORF-Gehältern und appelliere an die Geschäftsführung, hier weitere Maßnahmen zu setzen." Eine offizielle Stellungnahme vom ORF zu den Gehältern bzw. zum Statement von Babler gibt es noch nicht.
Laut "Kurier" habe ORF-General Roland Weißmann aber bereits ein "Handshake"-Programm angekündigt. Schon kommende Wochen soll 350 vorwiegend älteren Gutverdienern ein Angebot zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Unternehmen gemacht werden.
Mittlerweile hat sich auch der Generalsekretär der Volkspartei, Nico Marchetti, zu Wort gemeldet. So lege der ORF-Transparenzbericht laut dem VP-Politiker ebenfalls "viel Sparpotential offen."
"Wenn ein Unternehmen sich leisten kann, dass es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, die mehr verdienen als der Bundespräsident, kann auch der ORF einen Beitrag zur Budgetsanierung leisten. Immerhin wird der ORF auch von den Bürgerinnen und Bürgern bezahlt, die häufig auch in anderen Bereichen Einsparungen vornehmen müssen. Es ist wichtig, dass das Verständnis der Menschen für die wichtige Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bestehen bleibt. Damit das erreicht werden kann, muss auch der ORF einen fairen Beitrag leisten", so Marchetti.
Und: "Dass ausgerechnet der Mitbegründer jener Partei - der Grünen - ein Topverdiener in jenem ORF ist, von dem eben jene Grünen großspurig eine Entpolitisierung einfordern, ist mindestens eine schiefe Optik", so Marchetti weiter, der abschließend betont:
"Dass es Sparpotential beim ORF gibt, ist einmal mehr deutlich geworden. Dabei gilt es für die ORF-Führung, die richtigen Prioritäten zu setzen. Der Eindruck erhärtet sich, dass die jungen Mitarbeiter ohne großzügige Altverträge oder der Kameramann nicht die sind, bei denen man als Erstes ansetzen sollte."