Mit ihren 26 Jahren hat Yoyo wohl bereits mehr erlebt als viele in einem ganzen Leben. Mit 16 kehrte sie dem Zuhause ihrer Eltern den Rücken, lebte mit Freunden auf der Straße. Eine Drogensucht und ein starkes Schamgefühl hielten sie lange davon ab, sich Hilfe zu holen – doch nun könnte sie über die Unterstützung, die sie erhalten hat, nicht glücklicher sein.
"Ich hätte schon noch zu Hause wohnen können, aber ich wollte einfach niemandem Sorgen bereiten", erklärt Yoyo. Mit 16 begann sie, mit Freunden durch die Straßen zu ziehen; nach Hause wollte sie nicht mehr. Nicht zuletzt führte ihre Drogensucht dazu, dass sie einige schwere Jahre vor sich hatte: "Ich wollte wenig vom gesellschaftlichen Leben mitbekommen", erklärt sie. Während ihrer Zeit auf der Straße erlebte Yoyo immer wieder, wie Freunde an ihrer Drogensucht starben. "Man hat schon viele Verluste erlebt", erinnert sich die 26-Jährige.
Mit 18 Jahren war sie offiziell wohnungslos gemeldet. Yoyo beschreibt die Zeit als sehr schwierig: "Ich habe viel Ablehnung erfahren, auch von zu Hause." Nun hat sie einen Job gefunden, der sie erfüllt: "Ich bin jetzt Peermitarbeiterin, nachdem ich im neunerhaus die Ausbildung gemacht habe. Man arbeitet dort mit seiner Lebenserfahrung als obdach- oder wohnungslose Person. Jetzt helfe ich anderen wohnungslosen Menschen, ihr Leben zu bewältigen. Ich muss mich nicht verstellen, das ist ziemlich viel wert, wenn nicht unbezahlbar", so Yoyo.
Sich Hilfe zu holen, war für Yoyo nicht leicht. Besonders hatte sie Angst davor, aufgrund ihrer Vergangenheit nicht akzeptiert zu werden. "Ich habe mir auch lange eingeredet, dass eh alles so ist, wie ich es haben möchte." Als sie sich dann schlussendlich entschied, sich Hilfe zu holen, lösten sich ihre Sorgen schnell in Luft auf: "Es wurde einem sogar eher positiv zugeredet", freut sie sich. Ihre Motivation, ihr Leben zu ändern, war ein ganz besonderer: ihr Hund. "Er hat irgendwann mehr auf mich aufgepasst, als ich auf ihn – das wollte ich dann irgendwann nicht mehr." Während der kostenlosen Tieruntersuchungen, die viele Obdachlose mit Haustieren in Anspruch nehmen, wurde Yoyo dann auf das neunerhaus aufmerksam und konnte mit der dortigen Unterstützung ihr Leben verändern.
Geholfen wurde ihr einerseits bei Amtswegen, die zu erledigen waren, andererseits einfach dadurch, in einem stabilen Umfeld akzeptiert zu werden. Nun ist es ihr ein Anliegen, der Gesellschaft die Augen zu öffnen: "Man sieht Menschen nicht immer an, wenn sie obdachlos sind. Man soll nicht immer alle in einen Topf werfen", wünscht sie sich.
Sie selbst hat es geschafft, aus Drogensucht und Obdachlosigkeit auszubrechen. Yoyo wohnt nun in einer Gemeindewohnung und könnte darüber nicht glücklicher sein: "Es ist für mich noch immer ein ganz besonderes Gefühl, meinen Schlüssel herauszuholen, obwohl ich jetzt schon seit über drei Jahren meine Türen aufsperren kann", lacht sie.
Leuten, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, wie es bei Yoyo der Fall war, möchte sie besonders eines ans Herz legen: "Nehmt Hilfe an, wenn sie euch angeboten wird. Sozialarbeiter sind nicht eure Feinde. Man muss sich einfach helfen lassen. Sich einzugestehen, Hilfe zu brauchen, ist nichts Schlechtes – im Gegenteil, man braucht dafür umso mehr Mut."