Die Stimmung in Wiens Pflichtschulen ist angespannt. Lehrer und Direktoren melden sich vermehrt zu Wort – sie kritisieren politische Eingriffe, die ihre Arbeit massiv erschweren. Das Team der Lehrergewerkschaft FCG unter Thomas Krebs spricht in einem aktuellen Statement von "politisch motivierten, irrational anmutenden Vorgaben", die den Unterricht torpedieren würden.
Besonders absurd erscheint vielen Pädagogen ein Beispiel aus städtischen Kindergärten: Dort dürfen Kinder laut Dienstanweisung angeblich nicht einmal mehr aufgefordert werden, am Morgenkreis teilzunehmen. "Das kleine Kind hat also unter dem Deckmantel des Kinderschutzes das Recht, selbst zu entscheiden, ob es beim pädagogischen Tagesprogramm mitmacht oder nicht mitmacht und womöglich die Arbeit der anderen stört", heißt es scharf in der Stellungnahme.
Solche Denkweisen hätten mittlerweile auch in Wiens Schulen Einzug gehalten. "Einige beseelte BehördenvertreterInnen springen auf diesen Zug auf", klagt das Gewerkschaftsteam weiter – und spricht von einem regelrechten Austausch von Verstand durch "realitäts- und praxisferne Regeln".
Kritik trifft auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos). Dieser hatte jüngst im Parlament bemängelt, dass in manchen Bundesländern wieder verstärkt in Sonderschulen investiert werde. Das sieht Wiederkehr laut ORF als "Bruch mit den Werten von UNO-Konventionen".
Das facht den Ärger weiter an. Die Wiener Lehrer fordern den Minister auf, sich endlich "auf wissenschaftlich fundierte pädagogische Grundlagen" zu konzentrieren. Und: "Der Minister muss vielmehr der schulischen Realität folgen und die tatsächlichen Bedürfnisse der SchülerInnen ernst nehmen." Ohne Sonderpädagogik, so die klare Botschaft der Wiener Lehrergewerkschaft, wäre für viele Kinder ein Schulbesuch gar nicht möglich.