In rund 40 Kilometern Höhe über dem ewigen Eis der Antarktis schwebt ein ungewöhnlicher Detektor. Sein Name: "Anita" - das steht für "Antarctic Impulsive Transient Antenna". Ziel dieser Ballon-getragenen Antenne: kosmische Teilchen (Neutrinos) aufspüren, die mit dem Eis der Antarktis wechselwirken und dabei Radiowellen aussenden.
Doch was ein Team rund um Stephanie Wissel von der Penn State University (USA) jetzt gemessen hat, stellt die bisherige Physik infrage.
Die Strahlungssignale kamen aus einem ungewöhnlich spitzen Winkel von unterhalb der Eisoberfläche - etwa 30 Grad unterhalb des Horizonts. Wenn die Signale von Neutrinos stammten, hätten diese die Erde durchquert haben müssen, rund 5.700 Kilometer. Das jedoch hätte kein Teilchen des Standardmodells überstanden.
Die von "Anita" erfassten Radiowellen waren zudem sehr energiereich - das 200-fache bisher erfasster Signale. Über die Herkunft der Signale rätseln die Forscher: "Wir haben immer noch keine Erklärung für diese Anomalien", sagte Wissel. "Aber wir wissen, dass sie sehr wahrscheinlich nicht von Neutrinos stammen."
Bleibt die große Frage: Woher - und von wem - stammen die Signale dann? Erinnerungen an John Carpenters berühmten Antarktis-Horrorfilm "The Thing" (dt. Titel "Das Ding aus einer anderen Welt", 1982) werden wach.
Mögliche Erklärungen reichen von bisher unbekannten Teilchen und "Dunkler Materie" bis zu Reflexionen von Radiowellen durchs Eis oder Erdmagnetfeld-Schwankungen. Doch keine dieser Theorien konnte bisher die beobachteten Phänomene vollständig erklären. Fakt ist: Ob neue Physik oder ein bisher unbekannter Effekt - die Antarktis bleibt ein Ort voller Geheimnisse.