Die Erderhitzung trifft Österreich mit voller Wucht. Laut aktuellem Klimabericht des Landwirtschafts- und Umweltministeriums steigt die Temperatur hierzulande doppelt so schnell wie im weltweiten Schnitt. Seit Beginn der Industrialisierung hat sich das Klima in Österreich bereits um mehr als drei Grad erwärmt – mit dramatischen Folgen.
Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Murenabgänge nehmen rasant zu, so der Bericht. Besonders betroffen: der Alpenraum. Gletscher schmelzen in Rekordtempo, die Schneesicherheit im Winter sinkt, das Risiko für Naturkatastrophen steigt. Aber auch Städte leiden: Tropennächte, in denen es nicht unter 20 Grad abkühlt, nehmen zu – vor allem in Wien.
Seit 1900 hat sich Österreich bereits um rund 3,1 Grad erwärmt – deutlich stärker als der globale Schnitt. Die Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen wie Hitze, Dürre oder Starkregen hat in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen und wird sich mit fortschreitendem Klimawandel weiter verstärken, so der Bericht.
Der Bericht warnt eindringlich vor den sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen. Die Landwirtschaft kämpft mit Ernteausfällen, Tourismusregionen mit schwindenden Einnahmen. Die Gesundheitskosten steigen, weil Hitzeschäden und Allergien zunehmen.
Derzeit verursachen Extremwetterereignisse in Österreich Schäden von zwei Milliarden Euro pro Jahr. 2030 könnten es bis zu fünf Milliarden Euro sein. "Die Investitionen in die Anpassung sind um vieles geringer als die Schäden, falls wir nicht handeln", heißt es in dem Bericht.
"Der Klimawandel ist längst bei uns angekommen – und er betrifft unser aller Leben. Der neue Bericht zeigt, wie tiefgreifend die Veränderungen in Österreich bereits sind. Die Zahlen sind ein klarer Auftrag zum Handeln", sagt Umwelt- und Klimaminister Norbert Totschnig.
„Die Folgen der Klimakrise gefährden unseren Wohlstand.“Margreth KeilerUniversität Innsbruck
Die Folgen der Klimakrise "gefährden unseren Wohlstand und verschärfen auch hierzulande soziale Ungleichheiten. Der Bericht zeigt vielfältige Handlungsoptionen auf und betont, dass realistische, sozial verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Wege hin zur Klimaneutralität vorhanden sind", sagt Margreth Keiler von der Uni Innsbruck.
"Wir müssen jetzt handeln – nicht in zehn Jahren", fordert Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Österreich habe zwar Klimaziele, hinke aber beim Umsetzen hinterher. "Jeder Tag des Zauderns macht es teurer." Besonders bitter: Österreich gehört, wie alle westlichen Industrieländer, zu den Verursachern der Klimakrise – mit einem überdurchschnittlich hohen CO2-Ausstoß pro Kopf.