Emotionales Interview

Nach Gold hofft Läufer auf baldigen Tod seiner Mutter

Sieg für seine sterbende Mutter – Karl Bebendorf gewinnt Gold, spricht dann offen über den bevorstehenden Schicksalsschlag.
Sport Heute
03.08.2025, 09:20
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Rührende Szene bei der Leichtathletik-DM in Braunschweig: Der deutsche Hindernis-Spezialist Karl Bebendorf (29) sichert sich in Dresden seinen sechsten nationalen Meistertitel über 3000 Meter Hindernis – und läuft dabei nicht nur gegen die Konkurrenz, sondern auch gegen die Zeit. Seine Mutter liegt im Sterben.

In 8:32,90 Minuten gewinnt Bebendorf Gold, muss auf der letzten Runde einen Angriff von Frederik Ruppert abwehren und übersteht trotz eines schweren Strauchlers am Wassergraben. Nach dem Rennen spricht er offen über die persönliche Belastung der letzten Wochen. "Das, was die wenigsten wissen, ist, dass meine Mutter gerade im Sterben liegt und sie es leider nicht mal mehr geschafft hat, hier dabei zu sein. Weil sie jeden Tag die Augen zu machen könnte und stirbt. Das ist für mich ein sehr, sehr emotionales Thema."

Bebendorf ließ seine Mutter für das Trainingslager zurück – eine Entscheidung, die ihm schwerfiel. Er sagt: "Es ist nicht nur für meine Heimatstadt und die Leute, die mich hier kennen, sondern auch ganz tief in meiner Familie. Ich hatte hier gar keine andere Option als zu gewinnen."

Mit dem Titelgewinn erfüllt er sich zwar ein sportliches Ziel, hofft aber nun auf einen letzten persönlichen Moment mit seiner Mutter. "So blöd es klingt: Ich hoffe, meine Mutti verabschiedet sich die nächsten Tage. Dass ich wenigstens dabei war", erklärt er. Bereits am Donnerstag will der Läufer ins Höhentrainingslager nach St. Moritz aufbrechen.

Trotz des emotionalen Ausnahmezustands zeigt sich Bebendorf in bestechender Form. Vor drei Wochen stellte er in Stockholm eine persönliche Bestzeit auf (8:08,51 Minuten), die Weltmeisterschaft in Tokio ist das große Saisonziel. Die Belastung im familiären Umfeld scheint ihn dabei sogar anzuspornen. "Die ganze Saison läuft sie schon mit mir. Mein Mentaltrainer meinte, ich laufe die Saison gerade für zwei Leute. Das ist auch ein Grund für meine Leistungen. Dafür gebe ich alles, jeden Tag."

Dass seine Mutter den neuerlichen Triumph überhaupt noch mitbekommen hat, bezweifelt er. "Sie hat es wahrscheinlich schon gar nicht mehr mitbekommen, wegen des ganzen Morphiums, das sie bekommt. Ich kann nur noch ganz wenig mit ihr sprechen", sagt Bebendorf. Der sechste nationale Titel – vielleicht der persönlich schwerste seiner Karriere.

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