Was in einem Gruppenchat auf Instagram begann, endete in Gewalt auf offener Straße. Zwei 17-jährige Burschen gerieten Ende April in Wien-Favoriten aneinander – Grund waren Beleidigungen im Chat. Das spätere Opfer soll angeblich abfällig über die Mutter und die Schwester des anderen gesprochen haben.
Am Donnerstag (3. Juli) musste sich der gebürtige Syrer nun deshalb vor dem Wiener Landesgericht verantworten. "Das hat ihn so in Rage versetzt. Er konnte nicht mehr klar denken", schilderte seine Verfahrenshelferin. Der Bursch selbst gestand: "Ich hatte extreme Wut in mir. Ich wollte ihn schlagen."
In Favoriten trafen sich die beiden Teenager – und gleich zu Beginn schlug der Angeklagte zu. Er brachte seinen Gegner zu Boden, trat dann mindestens einmal mit dem Fuß gegen dessen Kopf. Ein Nachbar wurde Zeuge – und hielt die ganze Szene mit seinem Handy fest. Das Video wurde im Gerichtssaal abgespielt. Die Aufnahmen zeigten das brutale Vorgehen deutlich und sorgten für bedrückte Stimmung unter den Prozessbeteiligten.
Nach den Tritten zog der 17-Jährige angeblich eine täuschend echte Schreckschusspistole aus seiner Kleidung. Er soll auf den Kopf des bereits am Boden liegenden Burschen gezielt und so getan haben, als würde er abdrücken. Die Staatsanwältin sprach von "Todesangst", die das Opfer in diesen Momenten durchlitt.
Dass das Opfer keine schweren Schädelverletzungen erlitt, sei "Glück im Unglück" gewesen, betonte die Anklage. Die Tat habe eine massive Einschüchterung dargestellt – das Bedrohungsszenario sei äußerst realistisch gewesen.
Urteil: 15 Monate bedingte Haft wegen versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung. Die Probezeit beträgt drei Jahre, das Urteil ist rechtskräftig.
Zusätzlich ordnete das Gericht Bewährungshilfe an. Der 17-Jährige, der laut eigenen Angaben selbst aus einem gewaltgeprägten Umfeld stammt, muss seine Therapie bei der Männerberatung und ein Anti-Gewalt-Training fortsetzen. "Was ich gemacht habe, sollte nicht passieren", sagte er reumütig.