Noa-Lynn van Leuven ist eine der umstrittensten Figuren im internationalen Darts. Die 29-jährige Niederländerin ist die erste Transfrau, die bei einer Darts-Weltmeisterschaft antritt – und steht damit seit Jahren im Fokus einer hitzigen Debatte. Sportlich wie persönlich erlebt sie dabei extreme Höhen und Tiefen.
Auf der größten Bühne der Welt endete ihr Auftritt derweil erneut früh. Van Leuven verlor ihr Erstrundenmatch bei der Darts-WM gegen den zweimaligen Weltmeister Peter Wright klar mit 0:3. Mit einem Average von 82,87 blieb sie deutlich unter ihren Möglichkeiten. Der erste Sieg bei einer WM lässt weiter auf sich warten.
Bereits bei ihrer Premiere im Vorjahr war für van Leuven in Runde eins Schluss gewesen, damals mit 1:3 gegen Kevin Doets. Für Wright, aktuell Nummer 30 der Welt, geht es nun am Dienstag, dem 23. Dezember, in der Nachmittagssession gegen den deutschen Überraschungsmann Arno Merk um den Einzug in die dritte Runde.
Dass van Leuven überhaupt wieder auf dieser Bühne steht, war lange nicht selbstverständlich. Die Niederländerin unterzog sich 2014 einer geschlechtsangleichenden Operation und schloss 2022 ihre Transition zur Frau ab. Sie spielt unter anderem in der Frauen-Liga des Weltverbands PDC – ihre Teilnahme sorgt bis heute für heftige Diskussionen. Mehrere Spielerinnen traten aus Protest aus Nationalteams zurück, andere verweigerten Matches.
Nach ihrem ersten WM-Auftritt schlug ihr neben viel Zuspruch auch massiver Hass entgegen. In einem Interview mit der "WELT" sprach van Leuven offen über diese Zeit und ihre psychischen Probleme: "Ich konnte manchmal wirklich nicht mehr aus dem Bett aufstehen." Die Depression habe sie zeitweise komplett aus dem Alltag gerissen, "ich war nicht mehr dieselbe Person". Besonders belastend seien die Anfeindungen gewesen: "Ich habe Morddrohungen bekommen." Der Druck war so groß, dass sie den Sport zeitweise unterbrechen musste.
Sportlich arbeitete sich van Leuven zuletzt wieder zurück. Auf der Women’s Tour gewann sie 2025 zwei Titel und fand neues Selbstvertrauen. "Das hat mein Mindset verändert", sagte sie. "Ich habe gemerkt, dass ich es noch kann."
Auch wenn das WM-Aus gegen Wright schmerzt, bedeutet ihre Rückkehr für van Leuven mehr als ein sportliches Ergebnis. "Ich bin wieder glücklich, wenn ich auf der Bühne stehe", sagte sie – und will ihre Geschichte bewusst teilen. "Wenn ich nur einer Person helfe, dann hat es sich gelohnt."