Mila S. (10) besucht die 4. Klasse der GTVS Knöllgasse – eine große Volksschule mit rund 590 Kindern mitten in Favoriten. Die vier Schuljahre waren für das Mädchen nicht immer leicht: "Meine Tochter hat in der Schule vieles erlebt: Bombendrohungen, Bemerkungen, dass alle Christen sterben sollen und noch ein paar andere Sachen", berichtet ihre Mutter, Tara S. (alle Namen geändert).
Doch vor kurzem fiel die 38-Jährige aus allen Wolken: "Am Wochenende haben wir gemeinsam die Schultasche aufgeräumt. Plötzlich hatte ich ein schwarzes Kopftuch in der Hand. Ich habe Mila gefragt: 'Von wo hast du dieses Kopftuch?' Sie hat gesagt: 'Wir waren in einer Moschee. Dort haben wir gelernt, wie man richtig betet und wo Männer und wo Frauen beten", berichtet Tara S.
„Ich würde gerne wissen, was sie genau in der Moschee gemacht haben. Ich bin echt sprachlos“Tara S.über den Besuch der Klasse in einer Moschee
Die ganze Klasse hatte im Mai mit dem islamischen Religionslehrer und einem Freizeitpädagogen einen Ausflug in eine Moschee gemacht: "Wir sind serbisch orthodox. Kein Mensch hat mir gesagt, dass der Klasse die islamische Religion nähergebracht wird. Ich würde gerne wissen, was sie genau in der Moschee gemacht haben. Ich bin echt sprachlos", meint die Wienerin.
"Heute" fragte bei der Bildungsdirektion um eine Stellungnahme an und erhielt folgende Antwort: "Der Lehrausgang sowie das Betreten der Moschee war freiwillig. Die Eltern wurden durch ein Schreiben informiert und waren mit der Teilnahme einverstanden. Einige Kinder blieben auch in der Schule. Die Mädchen mussten kein Kopftuch aufsetzen, einige trugen es freiwillig. Der Besuch der Moschee dauerte etwa 30 Minuten."
Wie es weiter heißt, würden an der Schule in den 4. Klassen von allen Religionslehrern jedes Jahr die Weltreligionen thematisiert werden. Dabei entstanden etwa Plakate über die verschiedenen Religionen und deren Gemeinsamkeiten.
"Die Schule handelt dabei ganz im Sinne der Bildungsdirektion. Sie thematisiert Religion als Thema unserer Gesellschaft und sieht es als ihre Aufgabe an, durch gegenseitiges Kennenlernen und des Aufeinanderzugehens Werte, Haltungen und Rituale zu verstehen und damit Ängste, Konflikte und Aggressionen entgegenzuwirken", heißt es seitens der Bildungsdirektion.
Laut Tara S. sind rund 90 % der Kinder in der Klasse ihrer Tochter Muslime: "Ich finde es gut, wenn man andere Religionen kennenlernt. Wir sind bunt gemischt und sollten uns gegenseitig respektieren. Aber, dass mein Kind islamischen 'Unterricht' besucht, das ist einfach zu viel und nicht in Ordnung."
Sie habe auch prinzipiell nichts gegen den Besuch einer Moschee, aber: "Wenn man etwas über Religionen lernen will, dann sollte man mit den islamischen Kindern auch etwa eine katholische und eine orthodoxe Kirche besuchen." Laut Bildungsdirektion wird dies auch erfolgen: "In der letzten Schulwoche ist noch ein Besuch in einer römisch-katholischen Kirche geplant."