Pikante Präsentation

Nackte Tatsachen bei erster Schau von Kunst-Superstar

Am 10. Oktober eröffnet erstmals eine Ausstellung von Marina Abramović mit mehreren textilfreien Performances in der Albertina Modern.
Sandra Kartik
10.10.2025, 06:00
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Der Coup ist geglückt: Die prestigeträchtige, erste Schau von Kult-Künstlerin Marina Abramović kommt nach Wien. Ab 10. Oktober wird die Retrospektive, an der das Bank Austria Kunstforum jahrelang arbeitete, nun in der Albertina Modern gezeigt, als Kooperation. "Für mich ist diese Ausstellung ein Glücksgriff gewesen", freut sich Albertina-Direktor Ralph Gleis. Das Museum hat dafür extra zwei andere Schauen verschoben und eine sogar ganz abgesagt.

Das freut auch Ingried Brugger, Chefin des derzeit geschlossenen Kunstforums: "Wir wollten die hinreißende Ausstellung wirklich gerne retten. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber dieser großartigen Künstlerin." Vor allem ihre große Schau im New Yorker Museum of Modern Art MoMa 2010 machte sie weltberühmt.

Retrospektive geht über Grenzen

Die in Belgrad geborene Abramović sorgte seit den 70er Jahren besonders mit ihren radikalen Performances für Aufsehen, mit denen sie auch Kunstgeschichte geschrieben hat. Der Körper war dabei immer Subjekt und Medium zugleich. Die heute 78-Jährige setzte sich Schmerz, totaler Erschöpfung und sogar Gefahr aus, um über ihre psychischen und physischen Grenzen zu gehen. Sie inszenierte sich auch immer wieder hüllenlos und performte bis Ende der 80er Jahre mit ihrem Lebenspartner Ulay.

Mit ihrem Ex-Partner Ulay performte Marina Abramović bis Ende der 80er Jahre, wie etwa beim kontinuierlichen Abwatschen des Anderen (l.).
Helmut Graf

Gemeinsame Performances aus dieser Zeit sind in der Retrospektive in der Albertina Modern ebenso zu sehen, wie frühe Arbeiten Abramovićs und spätere aus ihrer Solo-Zeit. Für die Schau wurden gemeinsam mit der Künstlerin, die zur Eröffnung leider nicht vor Ort sein konnte, thematische Räume eingerichtet. Dabei sind die Besucher immer wieder aufgefordert, mitzumachen und Teil der Erfahrung zu werden. "Ohne Publikum kann ich nichts tun, ich brauche seine Energie", sagt der Kunst-Superstar selbst.

Radikal hüllenlos

Als Schwerpunkt der Präsentation werden noch bis 1. März 2026 täglich Reenactments ihrer historischen Performances zu sehen sein. Konkret ist das etwa eine Nackt-Performance, bei der ein Mann und eine Frau sich hüllenlos in einem Türrahmen gegenüberstehen, so wie einst Abramović und Ulay, und die Besucher sich eng an den beiden vorbeidrängen müssen. In einem anderen Raum "hängt" eine unbekleidete Frau auf einer Art Metallstrebe, bewegt sich kaum. Eine Andere liegt nackt unter einem Skelett, wie die Künstlerin vor 20 Jahren in "Nude with Skeleton".

"Kunst muss verstörend sein und Fragen stellen", so Abramovićs Credo. Zur Vorbereitung ihrer Langzeit-Performances hat sie sogar eine eigene Methode mit gezielten Übungen entwickelt, um ihren Willen zu stärken. Eine davon ist "Counting the Rice", man trennt Reis von den Linsen und zählt die Körner im eigenen Rhythmus und das so lange, bis man die Übung zu hassen beginnt und sich ärgert.

{title && {title} } sk, {title && {title} } 10.10.2025, 06:00
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