Ukraine

Nächste Blamage – das stoppte Putins Kriegs-Konvoi

Tagelang wurde gerätselt, warum ein russischer Militär-Konvoi Kiew stürmen wollte, aber nicht vom Fleck kam. Nun wird klar: Nicht Schlamm ist schuld.
Rene Findenig
28.03.2022, 17:13

Satellitenbilder vom kilometerlangen, gepanzerten Militärkonvoi des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg ließen Schlimmes befürchten. Erst bewegte sich der Konvoi aus Panzern, Kanonen und Truppentransportern vermeintlich unaufhaltsam auf Kiew zu. Und dann war plötzlich Schluss. Die Fahrzeuge kamen zuerst kaum mehr vom Fleck, dann stoppten sie vollends. Experten vermuteten entweder Nachschubprobleme oder ein Feststecken im Schlamm – durch die Schneeschmelze und Regen im Frühling werden in der "Schlammsaison" viele Straßen unbefahrbar.

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Nun taucht eine neue Erklärung auf, die an den Kampf David gegen Goliath erinnert. Im "Guardian" erklärt ein ukrainischer Befehlshaber, dass er die Luftaufklärungseinheit "Aeroroswidka" gegründet habe, die aus einer Handvoll ehemaliger Bastler und IT-Techniker, aber auch aus Militärexperten und Drohnenpiloten bestehe. Die nur 30 Mann starke Truppe habe sich ihre Bewaffnung in Form von Drohnen zum Teil aus eBay-Anzeigen zusammengekauft und bringe die russischen Streitkräfte nun mit nächtlichen Nadelstichen und Sabotageakten zur Verzweiflung, so ihr Kommandeur Jaroslaw Hontschar.

So sah die Situation noch am 11. März aus:

In der Nacht schlagen sie zu

So würde sich die Truppe nächtens mit Quads an den Konvoi heranschleichen und "zwei oder drei Fahrzeuge an der Spitze" mit Bomben zerstören. Dies ließe den Konvoi immer wieder feststecken – seien die Aufräumarbeiten der Russen am Tag beendet, werde in der Nacht erneut zugeschlagen. Die Russen hätten zwar damit reagiert, den Konvoi in kleinere Einheiten zu teilen, dann nehme die Ukraine aber Versorgungsobjekte ins Visier und schneide so die einzelnen Truppen vom Nachschub ab. Gleichzeitig würden Drohnen russische Soldaten beschießen und so die Moral der Truppe drastisch senken.

Wie der Kommandeur auch verrät, bestehe seine Truppe auch aus Hobby-Bastlern, Unternehmensmanagern und Technikern. So habe man nicht nur leicht die Drohnen und Waffen besorgen, sondern diese auch im Alleingang umbauen können – die kleinen Fluggeräte sollen nun über Granatwerfer und Bombenabwurfvorrichtungen verfügen. Dank dem Starlink-Satellitensystem, das Milliardär Elon Musk der Ukraine zur Verfügung stellt, könne man zudem russische Truppenbewegungen in Echtzeit erfassen, heißt es.