Politik

Sobotka entschuldigt sich bei Shoah-Überlebenden

Heute Redaktion
Teilen

Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an die Novembepogrome betonte der Nationalratspräsident, dass man niemals wieder "Verhetzung und Hass" zulassen dürfe.

2018 jähren sich die Novemberpogrome zum 80. Mal. In der "Reichskristallnacht" auf den 10. November 1938 kam es zu Gewaltakten gegen Juden im ganzen deutschen Reich. Die Eskalierung mündete drei Jahre später in den Holocaust. Am Freitag fand im Parlament ein Empfang für Empfangs für österreichische Shoah-Überlebende aus Israel statt.

In der "Heute"-Serie "Niemals vergessen" kommen Zeitzeugen zu Wort >>>

"Österreich hat sich lange im Selbstverständnis, ein 'Opfer' des Dritten Reichs gewesen zu sein, seiner Verantwortung gegenüber den wirklichen Opfern entschlagen – in Fragen der Restitution und der Wiedergutmachung genauso wie im Verhältnis zum Staat Israel", so Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP). Erst spät und zögerlich seien relevante Schritte gesetzt worden.

In Österreich wurden im Rahmen der Pogrome im November 1938 mindestens 30 Juden getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 sofort ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Synagogen und Geschäfte wurden niedergebrannt.

Hier geht es zu Video-Interviews mit Überlebenden

Entschuldigung

Viele Österreicherinnen und Österreicher hätten Schuld auf sich geladen. Der Nationalratspräsident drückte in diesem Zusammenhang sein tiefes Bedauern darüber aus, dass man sich zu keinem Zeitpunkt dazu durchgerungen hat, jene, die vertrieben wurden, zur Rückkehr in die alte Heimat, zur Rückkehr in ihr altes Eigentum einzuladen.

"Als oberster Repräsentant der österreichischen Volksvertretung Ihrer Geburtsheimat", so Sobotka an die anwesenden Überlebenden der Shoah persönlich gerichtet, "empfinde ich vor diesem Hintergrund die moralische Verantwortung, mich in aller Demut und mit allem Respekt vor Ihnen zu verneigen und Sie für Österreich um Verzeihung zu bitten."

Dennoch habe sich Österreich verändert, unterstrich Sobotka, auch wenn niemand ersetzen könne, was den Betroffenen damals angetan und geraubt wurde.

Weiterlesen: Wirbel um Buhrufe bei Demo gegen die Regierung >>>

Zeichen der Änderung

Als ein markantes, sichtbares und berührendes Zeichen dieser Änderung wies der Nationalratspräsident auf die Lichtinstallation auf der Fassade des Büroturms einer Versicherung in Wien hin, mit der dieser Tage an die Opfer der Shoah gedacht wird. An der Stelle, wo der Büroturm heute steht, lebten im Jahr 1928 Bürgerinnen und Bürger, die allein aus dem Grund, weil sie Jüdinnen und Juden waren, deportiert, gedemütigt, gefoltert und ermordet wurden.

"Niemals wieder dürfen Verhetzung und Hass unser Land und unsere Gesellschaft derart bestimmen und zu Taten verleiten, die gegen alles gehen, was uns als Menschen ausmacht", so Sobotka.

Hochrangiger Besuch

Die Botschafterin Israels, Talya Lador-Fresher unterstrich in ihren Grußworten die guten Beziehungen zwischen Israel und Österreich. Die heute anwesenden Überlebenden der Shoah sind für sie eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Lador-Fresher erinnerte an die November-Pogrome und schloss mit einem Gedicht des jüdischen Poeten Jehuda Amichai.

Die Rede zum Gedenken hielt der aus Wien stammende US-amerikanische Rabbiner Arthur Schneier. Architekt Kurt Y. Tutter gab Einblicke in die geplante Shoah Namensmauern Gedenkstätte in Wien, die im Ostarrichipark vor der Nationalbank geplant ist. Auf dem Mahnmal sollen die Namen aller 66.000 jüdischen Holocaust-Opfer aus Österreich eingraviert werden.

Abschließend sprach Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Worte zum Gedenken.

Weiterlesen: In der "Heute"-Serie "Niemals vergessen" kommen Zeitzeugen zu Wort >>>

Die Bilder des Tages

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
    25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
    EXPA / APA / picturedesk.com

    (red)