Ein deutscher Wirt greift durch: In seinem italienischen Restaurant in Esslingen im Bundesland Baden-Württemberg ist die getrennte Bezahlung von Rechnungen ab sofort verboten. Ein entsprechender Aushang informiert die Gäste darüber.
Der Wirt Salvatore Marrazzo sagt gegenüber der "Bild": "Oftmals kommt es vor, dass Schwaben pingelig darüber diskutieren, wer wie viele Gläser aus einer Flasche Rotwein getrunken hat, und dass dies bitte auch für die Rechnungen gesplittet wird." Auch bei Schweizer Gästen beobachte er diese "nervige Eigenart".
Marrazzo zufolge könne das getrennte Zahlen bei zwei großen Tischen schnell einmal eine zusätzliche Stunde Arbeit für die Kellner bedeuten. Der Wirt führt seit 2018 das Restaurant "Accanto Semplicissimo", das über 13 Mitarbeiter verfügt und etwa Seeteufel oder Guance di Vitello (Kalbsbäckchen) serviert. Das Angebot findet Anklang, die Kundschaft kommt oft in Scharen – da ist Mehraufwand beim Zahlen unerwünscht.
Den Schritt erklärt Marrazzo mit einigen Vorkommnissen in diesem Sommer, als Gruppen über die getrennte Bezahlung diskutieren wollten, während im Lokal Hochbetrieb herrschte. Beschwerden habe es ob der neuen Regel noch keine gegeben: "Die Gäste zeigen großes Verständnis." Wer bereits vorher anmeldet, dass er getrennt zahlen möchte, kann dies derweil noch immer tun.
In der Türkei nennt man das Phänomen "Alman hesabe": Bezahlen auf deutsche Art. Dem gegenüber steht das Bezahlen "alla romana": In Italien legen oft alle zusammen und nur einer zahlt.
Ernährungssoziologe Dr. Daniel Kofahl erklärt gegenüber der "Bild": Während im Norden das exakte Teilen der Rechnung als Ausdruck von Eigenverantwortung gilt, stärkt im Süden gemeinsames Einladen und abwechselndes Bezahlen Freundschaft und gilt als Ausdruck von Geselligkeit.
