Die Arktis schmilzt - im wahrsten Sinn des Wortes, und die US-Klimabehörde NOAA schlägt Alarm: Zwischen Oktober 2024 und September 2025 war es in der Arktis so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor 125 Jahren. Noch nie zuvor gab es dort gleichzeitig so viel Regen - und so wenig Schnee.
Ein trauriger Rekord reiht sich an den nächsten: Die Meereis-Ausdehnung erreichte heuer den tiefsten Stand seit 47 Jahren Satellitenmessung. Und das älteste, dickste Eis der Arktis ist seit den 1980er-Jahren um satte 95 Prozent zurückgegangen. Regen fällt mittlerweile sogar mitten im Winter - ein Zeichen dafür, wie stark sich das Klima verändert.
"Das war das wärmste und niederschlagsreichste Jahr überhaupt - dass beides zusammenkommt, ist mehr als nur ein Warnsignal", sagt US-Klimaforscher Matthew Druckenmiller. Besonders besorgniserregend: Die winterliche Eisbildung funktioniere nicht mehr wie früher. Der Experte der University of Colorado spricht bereits von einer "Neudefinition des Winters".
Für Mensch und Tier hat das dramatische Folgen: Regen auf Schnee friert zu harten Eiskrusten, Tiere finden keine Nahrung mehr, Wege werden zu Rutschbahnen. In Alaska führte Gletscherschmelze heuer sogar zu einer gefährlichen Flutwelle.
Durch den Rückgang des Meereises bleibt mehr dunkles Wasser sichtbar - es schluckt Sonnenstrahlen und heizt sich zusätzlich auf. Das treibt die globale Erwärmung weiter an. Der grönländische Eisschild hat allein heuer 129 Milliarden Tonnen Eis verloren - mit Folgen für Küstenstädte auf der ganzen Welt.
"Die Arktis mag zwar ein weit entfernter Ort sein, aber die dortigen Veränderungen betreffen den Rest der Welt", warnt Klimaexperte Zack Labe. "Der Meeresspiegel steigt, Fischerei und Meerestiere-Preise geraten aus dem Gleichgewicht. Die Veränderungen dort oben betreffen uns alle." Fakt ist: In der Arktis taut nicht nur das Eis - sondern auch das, was wir bisher unter Winter verstanden haben.