Spektakuläre Nachtaktion

Neue Kältemaschinen – Wien rüstet gegen Tropenhitze auf

Nach der ersten Tropennacht des Jahres startet Wien die Kühl-Offensive – mit neuen Kältemaschinen und einem Eisspeicher.
Hannah  Maier
05.06.2025, 20:52
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Die Nacht auf Donnerstag brachte Wien die erste Tropennacht des Jahres: Die Temperaturen sanken nicht unter 20 Grad – ein Phänomen, das in der Hauptstadt zunehmend zur Regel wird. Bereits im Sommer 2024 wurde mit 53 Tropennächten in der Wiener Innenstadt ein Rekordwert verzeichnet. Mit den steigenden Temperaturen wächst auch der Bedarf an Kühlung – aus Gründen des Komforts, aber vor allem des Gesundheitsschutzes.

Wien Energie rüstet auf

Wien Energie ist auf diese Entwicklung vorbereitet. Während des Winterhalbjahres wurde intensiv an der Infrastruktur gearbeitet, um das Fernkältesystem für die neue Saison zu stärken. In den kommenden fünf Jahren investiert das Unternehmen rund 90 Millionen Euro in den weiteren Ausbau.

In der Fernkältezentrale am Schottenring, die seit 2013 in Betrieb ist, wurden in zwei spektakulären Nachtschichten nun alte Kältemaschinen durch neue ersetzt. Die bis zu 7,5 Meter langen Altgeräte mussten per Kran durch eine Öffnung in der Straße aus der unterirdischen Anlage gehoben werden. In der darauffolgenden Nacht wurden neue Maschinen mit einem Gewicht von je 23 Tonnen eingebracht. Durch den Austausch konnte die Leistung der Zentrale um 1,9 Megawatt auf insgesamt 20 MW gesteigert werden.

Neue Standorte und Technik

Auch außerhalb des innerstädtischen Kälterings schreitet der Ausbau voran. In der Siemensstraße in Floridsdorf hat Wien Energie eine neue Fernkältezentrale mit einer Leistung von 6 MW in Betrieb genommen. Diese kühlt nun den Büro- und Gewerbepark Central Hub und bietet auch für weitere Kunden Kapazitäten. Die Anlage ist Teil von 17 dezentralen Lösungen, die unabhängig vom zentralen Netz arbeiten.

Am MedUni Campus entsteht derzeit eine weitere Kältezentrale, deren Inbetriebnahme für diesen Sommer geplant ist. Eine Besonderheit: Erstmals wird dort ein Eisspeicher errichtet, der Verbrauchsspitzen abdecken und den Betrieb noch effizienter gestalten soll.

Nachhaltige Alternative zur Klimaanlage

Fernkälte wird mit hocheffizienten Maschinen erzeugt, die Wasser auf 5 bis 6 Grad Celsius herunterkühlen. Über ein isoliertes Leitungsnetz gelangt das Wasser zu den Kunden, entzieht den Gebäuden Wärme und wird zentral rückgekühlt – teilweise auch mit Flusswasser.

Im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen spart Fernkälte über 50 Prozent CO₂-Emissionen ein. Zudem wird keine warme Abluft in die unmittelbare Umgebung abgegeben – ein klarer Vorteil in dicht bebauten Stadtgebieten.

Auch im Winter wird Fernkälte genutzt, etwa im AKH, in Rechenzentren, Hotels oder Kulturbetrieben wie dem Ronacher und dem Naturhistorischen Museum. Insgesamt sind aktuell rund 200 Gebäude an das rund 30 Kilometer lange Fernkältenetz angeschlossen. Die Gesamtleistung beträgt 230 MW.

{title && {title} } HTM, {title && {title} } 05.06.2025, 20:52
Jetzt E-Paper lesen